Kommentar zu einem Interview über die Pläne von 1&1 [1] zur dezentralen Zensur im Router.
Die Diskussion über unsere Ziele geht bisher zum Glück davon aus, dass der Router nicht nur im Besitz des Haushaltes ist, sondern auch von seinem Besitzer kontrolliert wird.
Aber das darf natürlich nicht sein, wenn man wirklich das zufällige Finden von Kinderpornographie im Netz verhindern will.
Da wir aber den Grundsatz "alle Router werden vom Provider kontrolliert" nicht sofort umsetzen können, verlegen wir erst offene Sperrlisten darauf.
Als nächsten Schritt planen wir logischerweise, die Kontrolle des Nutzers über seinen Router aufzuheben (schließlich kann er dort auf die Sperrlisten zugreifen! Wir können ihm doch keine Liste geben, wo er Kinderpornographie findet!).
Dafür werden wir ein zusätzliches "Gesetz für den Schutz der Kinder vor dem Bruch der Routersicherheit" benötigen, aber das sollte kein Problem darstellen.
Es stellt an sich auch kein Problem dar, die Liste zu verschlüsseln und sicherzustellen, dass der Router nur die von uns ausgelieferte Software akzeptiert, so dass Nutzer die Sperrlisten nicht mehr deaktivieren können (zumindest solange wir keine Software unter der Dritten Version der GPL verwenden, aber die wird noch eine Weile brauchen, bis sie sich vollständig durchsetzt, und auch dann können wir noch alte Versionen der Programme nutzen).
Wir sollten uns allerdings in Acht nehmen, dass diese langfristigen Pläne nicht an die Öffentlichkeit kommen, denn die Vertreter freier Software, allen voran die "Free Software Foundation", haben diese Kontrollmöglichkeit bereits entdeckt und in einer Aktualisierung ihrer Lizenzen für viele der neuen Programme unmöglich gemacht, so dass sich internationale Aktionen gegen unsere Kontrollmaßnahmen entwickeln könnten.
Für Frau von der Leyen und andere, die nicht so technisch versiert sind: Erst werden die Nutzer entscheiden, welche Sperrlisten sie verwenden. Dann werden wir die Kontrolle über jeden neu ausgelieferten Router übernehmen, so dass jeder die Sperrlisten nutzen muss. Dadurch haben wir im Handstreich gleich die Kontrolle über die Router dazu.
Herr Schäuble wird sich über unseren Vorschlag sicher auch erfreut zeigen, denn auf diese Art können wir eine notwendige staatliche Kontrolle über die Router verankern, und die Router können den Internet-Verkehr der einzelnen Haushalte sehr viel besser überwachen als es irgendeine rein zentrale Stelle könnte. Zusätzlich zahlen die Nutzer die Strom- und Anschaffungskosten für die notwendige erhöhte Leistungsfähigkeit der Router.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr 1&1 Planungsbüro
PS: Schach.
PPS: Natürlich stammt das nicht von denen. Die würden diesen Text niemals an die Öffentlichkeit kommen lassen.
PPPS: Stichwort Tivoisierung [2]
Links:
[1] http://netzpolitik.org/2009/netzpolitik-interview-eine-weitere-alternative-zu-netz-sperrungen/
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Tivoisierung