Verschiedene Gedanken und Anregungen zum Nachdenken.
Update 2021: Jetzt ist es soweit gekommen, dass Feinde der Grundrechte sich die Argumentation über Artikel 20 aneignen, um zu Gewalt aufzurufen. Um das klarzustellen: Neonazis wollen die allgemeinverbindlichen Grundrechte zerstören und sind damit Feinde unserer verfassungsmäßigen Ordnung. Das Widerstandsrecht steht nicht auf ihrer Seite, sondern erlaubt den Widerstand gegen Neonazis.
Artikel 20, Grundgesetz Deutschlands:
(3) Die Gesetzgebung ist an die
verfassungsmäßige Ordnung,
die vollziehende Gewalt und die
Rechtsprechung sind an
Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt,
diese Ordnung zu beseitigen,
haben alle Deutschen das Recht
zum Widerstand, wenn andere
Abhilfe nicht möglich ist.
Artikel 1, Grundgesetz Deutschlands:
Die nachfolgenden Grundrechte binden
Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und
Rechtsprechung als unmittelbar
geltendes Recht.
Disclaimer: Ich bin kein Verfassungsexperte. Aber ich bin einer der Bürger Deutschlands, für die das Grundgesetz geschrieben wurde. Wenn die Interpretation des Grundgesetzes durch Experten radikal von dem Verständnis normaler Leute abweicht, dann lesen es höchstwahrscheinlich die Experten falsch. Denn es wurde nicht für sie geschrieben, sondern für uns. Sobald es heißt "ja das steht da zwar, aber eigentlich gilt das gar nicht", wird die Rechtsverdrehung illegitim.
Nach dem Spruch des Bundesverfassungsgerichtes vom 9. Februar 2010 verstoßen die Regelsätze für Hartz IV gegen das Grundgesetz [2], aber die Regierung lässt sie fast gleich, und das auch noch mit Verspätung (direkter Verstoß gegen Artikel 1, GG, und dann noch das Bundesverfassungsgericht ignoriert!). „Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts hat entschieden, dass die Vorschriften des SGB II, die die Regelleistung für Erwachsene und Kinder betreffen, nicht den verfassungsrechtlichen Anspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG erfüllen.“
Und Hartz IV zwingt Menschen unter Androhung der Sperrung ihrer Bezüge zur Annahme von beliebigen Jobs (nicht nur 1€ Jobs). Das ist entweder ein Verstoß gegen Artikel 2 (das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit) oder ein Verstoß gegen Artikel 12 (keine Zwangsarbeit, außer für eine allgemeine öffentliche Dienstleistungspflicht oder aufgrund eines Gerichtsurteils).
Auch durch Hartz IV werden massive Auskunftspflichten von Bedürftigen erzeugt, wobei fraglich ist, ob sie mit Artikel 1, GG vereinbar sind (die Menschenwürde ist unantastbar). Außerdem verletzen sie vermutlich die Informationelle Selbstbestimmung, die das Volkszählungs-Urteil [6] des Verfassungsgerichtes garantiert. FDP-Politiker sprechen gleichzeitig offen davon, die Bezüge nochmal um 30% zu kürzen.
Außerdem schränkt Hartz IV die Freizügigkeit ein, obwohl der Allgemeinheit ohne die Einschränkung keine besonderen Lasten entstehen würden (Verstoß gegen Artikel 11, GG), da jeder Hartz IV Empfänger selbst an Wochenenden immer erreichbar sein muss, egal ob es Jobs für ihn gibt oder nicht (Quelle: Berichte von Freunden, die Hartz IV beziehen). Wieder unter Androhung des Entzuges der Bezüge, also des Verlustes des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Artikel 2, GG).
Mit der Internetzensur wird eine effektive Zensur eingeführt. Das ist ein Verstoß gegen Artikel 5 (Eine Zensur findet nicht statt). Gleichzeitig wird ein effektives System zur staatlich kontrollierten Verleumdung geschaffen. Letzteres wurde nach Verfassungsklage wieder abgeschafft. Und dann wieder eingeführt und zur Verleumndung von Klimaaktivisten genutzt [7]. Zum Teil rechtswidrig [8].
Und wenn wir etwas zurück gehen, finden wir noch weitere
(Danke für diesen und den über-nächsten Punkt, Michael!).
Artikel 16a lautete einmal einfach "Politisch verfolgte
genießen Asyl". Diesem Artikel wurde ein weiterer Absatz angehängt, durch
den dieses Recht nur noch für Menschen gilt, die nicht aus sicheren
Drittstaaten kommen. Solche sicheren Drittstaaten sind beispielsweise
alle unsere Nachbarländer, obwohl über diese Nachbarländer sogenannte
Kettenabschiebungen möglich sind, etwa Deutschland - Polen - Russland -
Teilrepublik Tschetschenien.... Politisch verfolgte können also nur noch
per Flugzeug einreisen... schwierig wenn man
politisch verfolgt ist und nicht über einen sicheren Drittstaat fliegen
darf. Faktisch gibt es kein Asylrecht mehr, so dass Artikel 16 effektiv aufgehoben ist. Verfolgung durch nichtstaatliche Organisationen wird dazu häufig nicht als Asylgrund anerkannt, obwohl im Grundgesetz nicht von staatlicher Verfolgung die
Rede ist.
Alle diese Punkte zusammen verstoßen vielfach gegen Artikel 19: "In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden". Die Grundrechte sind in den ersten 19 Artikel des Grundgesetzes festgelegt.
Außerdem sagt Artikel 26, Absatz 1 Grundgesetz: "Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen". Dass sich Deutschland gegen Afghanistan in einer Verteidigungssituation befand, scheint doch sehr konstruiert.
Zugleich machen die Studiengebühren die vorher kostenlose Hochschulbildung kostenpflichtig, was ein Verstoß gegen Artikel 13 des IPwskR [9] (pdf [10]) des Völkerrechtes ist, an das sich Deutschland mit Artikel 25, GG gebunden hat. Danach muss Hochschulbildung Stück für Stück kostenlos werden. Die Studiengebühren wurden nach weitreichenden, organisierten Studierendenprotesten wieder abgeschafft.
Mit der Vorratsdatenspeicherung werden sensible Daten aller Bürger verdachtsunabhängig gespeichert. Das ist ein zweiter Verstoß gegen das Volkszählungs-Urteil [6] des Verfassungsgerichtes (Informationelle Selbstbestimmung).
Und das aktualisierte Wahlrecht 2011 verstößt noch stärker gegen das Grundgesetz als das alte [11]. Das mag kein Bruch der ersten 20 Artikel sein, aber es verzerrt direkt, wer das Grundgesetz ändern kann! Wurde nach einer zweiten Verfassungsklage mit der Wahlrechtsreform 2013 aufgelöst [12]. Ob das Wahlrecht 2023 [13] gegen das Grundgesetz verstößt, wird bald vors Verfassungsgericht gebracht werden.
Daher stellt sich schon nicht mehr die Frage, ob Artikel 20, GG uns in der aktuellen Situation erlaubt, Widerstand gegen unsere Politiker zu leisten, sondern nur noch, was die gebotenen Mittel sind.
Eine kleine Auflistung von möglichen Mitteln. Was davon geboten ist, sollte jeder selbst entscheiden. Ich sehe aktuell nur einen kleinen Teil davon als geboten an, habe aber die Sorge, dass binnen einigen Jahren die Zahl der gebotenen Mittel zunehmen wird, zumindest wenn wir jetzt nicht handeln. Abschließend muss darüber wohl irgendwann das Bundesverfassungsgericht urteilen.
Die Politiker nicht mehr zu wählen, die an der Zerstörung unserer verfassungsgegebenen Ordnung beteiligt waren und sich nicht explizit davon distanzieren (jeder hat das Recht zu lernen), wäre ein nullter wichtiger Schritt. Nullter Schritt, weil er noch vor allen anderen Schritten kommen sollte. Das ist die Grundlage unserer Demokratie: Wer Mist baut wird nicht mehr gewählt. Abgeordnetenwatch.de [14] sollte dabei hilfreich sein.
Eine öffentliche Nennung der betreffenden Politiker als Verfassungsfeinde könnte manchen die Augen öffnen oder zumindest dafür sorgen, dass die entsprechenden Politiker Stimmen verlieren. Würde der Verfassungsschutz seine Arbeit machen, würde er längst vor CDU und SPD warnen. Ein erster Schritt wäre die Identifizierung und Nennung derjenigen, die in CDU und SPD die Brüche des Grundgesetzes gefördert haben.
Ein paar Wochen Arbeit in einem durchschnittlichen 1€-Job (mit entsprechender Verpflegung und typischen Freizeitangeboten wie vor-der-Glotze-hocken-weil-alles-andere-zu-teuer-ist) könnte vielen unserer Politiker ganz gut tun.
Wenn dir hier nicht genannte legitime Mittel einfallen, die schon heute geboten sind oder möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft geboten sein könnten, oder wenn dir noch weitere Punkte einfallen, an denen in den letzten Jahren unser Grundgesetz durch Gesetze gebrochen wurde, dann schreib' bitte in einen Kommentar auf dieser Seite!
Das hier ist allerdings nicht als Aufruf gedacht, jetzt gegen Gesetze zu verstoßen, sondern als ein Denkanstoß, auch an unsere Politiker.
Politiker brechen unser Grundgesetz (die Gesetzgebung ist an das GG gebunden!), also den Vertrag, nach dem das Gewaltmonopol dem Staat gehört. Gleichzeitig erwarten sie von uns, dass wir uns an Gesetze halten, die nur auf Grundlage des Grundgesetzes überhaupt gültig sind. Wenn wir den sozialen Frieden in unserem Land und das Gewaltmonopol des Staates erhalten wollen, sollten wir mit den gebotenen Mittel dafür sorgen, dass die versuchte Abschaffung unserer verfassungsgegebenen Ordnung ein Ende findet und die in diesem Versuch bereits eingeführten Maßnahmen rückgängig gemacht werden.
Wenn normale Leute versuchen wollen, die Abschaffung unserer verfassungsgegebenen Ordnung zu betreiben, dann müssen sie aktiv gegen den Staat kämpfen. Wenn Politiker das gleiche tun wollen, müssen sie das Grundgesetz nur einfach ignorieren und Gesetze schaffen, die andere zwingen, das Grundgesetz zu brechen. Entsprechend dürfen wir uns Gesetzen widersetzen, die das Grundgesetz ignorieren, in der Hoffnung, dass uns das Bundesverfassungsgericht in ein paar Jahren Recht gibt.
Ich bin verdammt froh, dass wir unser Grundgesetz und damit das Gewaltmonopol des Staates haben, denn beide garantieren mir einerseits, dass unser Staat selbst dann, wenn ich echt Pech habe, dafür sorgt, dass ich nicht elendig verhungern oder erfrieren muss, und andererseits, dass jemand, dem es nicht passt, was ich tue, mir nicht einfach das Hirn wegblasen darf, sondern mich verklagen muss (und dass ich theoretisch auf unseren Staat bauen kann, falls doch jemand versuchen sollte, mich mit ungesetzlichen Mitteln davon abzuhalten, zu tun, was ich für richtig halte).
Und das deutsche Grundgesetz ist aktuell das einzige Gesetzeswerk, das ich kenne, unter das ich bedenkenlos meine Unterschrift setzen würde.
Daher ist es mir wichtig, diese Grundlage unseres Staates zu schützen, zur Not auch gegen unsere gewählten Vertreter. Sie sind gewählt, um Gesetze zu schaffen, die die Prinzipien des Grundgesetzes realisieren, und die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes sind unumstößliche Rechte. Wenn die gewählten Vertreter die Prinzipien des Grundgesetzes aushöhlen und damit versuchen, unsere verfassungsmäßige Ordnung auszuhebeln, haben wir dank Artikel 20, GG das Recht gegen diesen Versuch Widerstand zu leisten (wenn andere Mittel nicht verfügbar sind, z.B. weil die großen Parteien dabei zusammenarbeiten und die Medien so kontrolliert sind, dass Wahlen effektiv ihre Wirkung verlieren).
Wenn wir es nicht tun, könnte es sein, dass eines Tages der Rechtsstaat, in dem wir aufgewachsen sind, zu etwas anderem geworden ist.
Das Grundgesetz muss Substanz haben, ansonsten ist unser gesamter Rechtsstaat eine Farce.
Illegitim bedeutet hier, dass falsch ist, was sie tun. Legitim dagegen bedeutet, dass etwas möglicherweise gegen Gesetze verstößt, in der aktuellen Situation aber die richtige Art zu handeln ist. Beides wird durch die Zerstörung des Grundgesetzes wichtiger als die reine Frage nach der erlaubten Handlungsweise, denn wenn Politiker die Grundlage unserer Gesetze ad absurdum führen, verlieren Begriffe wie "legal" und "illegal" ihre Bedeutung. Es gibt dann kein geltendes Recht mehr.
„Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts hat entschieden, dass die Regelungen zu den Grundleistungen in Form der Geldleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz mit dem Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG unvereinbar sind.“
— (BVerfG [3]), 18.07.2012„Künftig sollen sie in etwa auf dem Niveau von Sozialhilfe und Hartz IV liegen.“
— (Sueddeutsche [4]), 18.07.2012„Die Bundesagentur für Arbeit hat innerhalb eines Jahres mehr als einer Millionen Hartz-IV-Empfängern die Leistungen gekürzt.“
— (Taz [5]), 20.11.2012
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer:
Und bevor jetzt das moralisierende Faulheitsargument rausgeholt wird:
„Langzeitarbeitslose sind weder faul noch unzuverlässig. Eine neue Studie zeigt, dass Arbeitgeber mit ehemaligen Hartz-IV-Empfängern sehr zufrieden sind.“
— (Taz [16]), 12.11.2012
Bradley Manning [17] hat illegale Vorgänge in der Armee gemeldet, wie es die Pflicht jedes Staatsbürgers ist (und wenn nicht die rechtliche, dann die moralische - wenn wir unseren Rechtstaat bewahren wollen).
Dass er es nicht der Führung sondern Wikileaks gemeldet hat, erweist sich im Licht seiner als Folter einzustufenden [18] Behandlung als die richtige Maßnahme. Er wird als Staatsfeind behandelt, obwohl seine Handlungen die Grundlagen seines Staates besser schützen als jeder Krieg, den die USA bisher geführt haben (zumindest wenn wir die Verfassung als Grundlage des Staates ansehen…).
Sein einziger Fehler war, sich erwischen zu lassen.
Fazit: Lern jetzt sicher zu leaken, bevor du in eine Situation kommst, in der du diese Fähigkeit brauchst, um deiner persönlichen Verpflichtung nachzukommen oder deine Grundrechte zu schützen. Sollten wir die faktische Redefreiheit und Pressefreiheit (GG Artikel 5 [19]) verlieren, wäre es ohne diese Möglichkeit viel schwerer, sie wieder zurückzugewinnen, denn gemeinsame Organisation wäre kaum mehr möglich.
Daher installier dir Freenet [20]. Der Regierung zu vertrauen, dass sie unsere Redefreiheit immer bewahrt, könnte sich als gefährliche Naivität erweisen, denn demokratische Änderungen brauchen Zeit, aber ein internationaler Knebelvertrag [21] ist schnell verwirklicht und nur mit viel Aufwand zu lösen. Um ihn durchzuwinken, braucht es nur etwas externe Motivation.
Und Abgeordnetenbestechung ist in Deutschland immernoch legal [22].
Die Medienunternehmen waren früher sinnvoll, weil sie
Das erste kann das Internet heute besser.
Für das Zweite degegen können sie immernoch sinnvoll sein: Sie filtern das riesige Angebot für mich, so dass ich nicht von der schieren Masse erschlagen werde.
Und auch das Dritte kann noch funktionieren. Allerdings macht die Digitalisierung es immer leichter, mit geringem Budget Qualitativ hochwertiges zu produzieren. 3D-Kino ist hier ein Schritt in die richtige Richtung: Immer merklich qualitativ besser sein als das, was Leute ohne die Unternehmen produzieren können.
Viele der großen Verlage versuchen immernoch, mit der ersten Aufgabe Geld zu verdienen (DRM [23] bedeutet nur, den Kunden Autos zu verkaufen, die sich weigern, über den Schotter neben der Brücke zu fahren, so dass die Kunden wieder Geld bezahlen müssen, um auf die andere Seite zu kommen) und ignorieren dafür die zweite (die auch mit dem Internet sinnvoll sein kann). Die Funktion als Filter und Tippgeber wird sogar immer wichtiger, weil es dank massiv vergrößertem Angebot immer schwerer wird, unter den ganzen Medien diejenigen Medien zu finden, die einem wirklich gefallen.
Wer versucht, mit Brückenzoll Geld zu verdienen, nachdem die Schlucht längst zugeschüttet ist, kann nur Pleite gehen — oder künstliche Schluchten bauen und damit die Gesellschaft aktiv schädigen.
Statt Gräben zu ziehen sollten die Medienunternehmen Wegbegleiter auf der Suche nach den für ihre Kunden tollen Werken sein und dafür Geld nehmen. Denn auch nachdem die Schlucht weg ist, bleibt das Land der Kunst dahinter immernoch unübersichtlich groß.
Oder den Künstlern helfen, Werke zu schaffen, die den Besuchern des Landes besser gefallen als andere, und dafür von den Künstlern Geld nehmen (was ist GarageBand von Apple anderes?). Das können die Unternehmen auch vorstrecken, wenn sie ihre alten Geschäftsmodelle behalten wollen.
Kurz: Es gibt weiterhin sinnvolle Wege, mit denen die großen Medienunternehmen Geld verdienen können. Brückenzoll gehört aber nicht länger dazu. Ihre Optionen, Geld damit zu verdienen, sind heute:
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat letztens einen Sicherheitstest vorgestellt [24], mit dem Leute prüfen können, ob ihre E-Mail-Adressen von dem Identitätsdiebstahl eines Botnetzes betroffen sind. Nehmen wir nun mal an, es gibt Leute beim BSI, die wissen, was sie tun…
Vorraussetzungen: Das BSI hat eine Liste von E-Mail-Adressen von Leuten, deren Rechner Teil des Botnetzes sind. Das Botnetz selbst ist schwer zu finden, aber irgendwie ist die Liste rausgeleaked. Vielleicht wurde der Betreiber ja gierig… (das ist für ein Botnetz ein katastrophales Datenleck)
Wir haben also E-Mail-Adressen, aber wir kennen nicht die Rechner, die am Botnetz teilnehmen. Was machen wir?
Wir könnten natürlich im Numbers-Fernsehpolizei-Stil den gesamten Datenverkehr im Internet analysieren. Aber das wäre völlig unnötiger Overhead (und Datenschutztechnisch wohl verboten).
Denn es geht auch einfacher, viel einfacher: Wir wenden uns an die Medien. Die Tagesschau berichtet und sehr, sehr viele Leute geben uns ihre E-Mail-Adressen, und wenn eine der Adressen in unserer Datenbank von korrumpierten Adressen liegt, speichern wir die IP-Adresse.
Voilà, wir haben eine Karte der Verbreitung des Botnetzes. Jetzt können wir sehr begrenzt den Datenverkehr der betroffenen IPs analysieren, um den Betreiber des Botnetzes aufzuspüren.
Der Betreiber weiß nicht, welche seiner Bots wir gefunden haben. Um uns aufzuhalten, hat er jetzt also nur eine Möglichkeit: Den gesamten deutschen Teil des Botnetzes abschalten.
Ein Meisterstück.
Und möglich aus einem Grund: Für die Bürger gehört das BSI zu den Guten. Außerdem haben alle Angst, dass ihre E-Mail korrumpiert sein könnte, sind also hochmotiviert, mitzumachen.
Daher an das BSI: Respekt zu diesem Schritt. Und bitte bleibt die Guten, damit ihr das in Zukunft wieder machen könnt.
PS: » Sollte sich Ihre E-Mail-Adresse in den Botnet-Daten befinden, erhalten Sie eine von uns per PGP signierte E-Mail mit dem folgenden Code im Betreff:…« ← Hiermit haben Millionen Deutsche zum ersten Mal den Namen PGP [25] im Zusammenhang mit E-Mail Signaturen gelesen. Auch das ist ein PR-Technisches Meisterstück, das helfen kann, trotz der politisch verordneten de-mails den Mailverkehr in Deutschland zu sichern.
Mir wurde gesagt, dass unverständliche Theorietexte Probleme eher verschleiern, als zu ihrer Lösung beizutragen. Das hier ist der Grund, warum ich anderer Meinung bin.
Lange und nur für Spezialisten verständliche Texte sind wichtig, um ein stabiles Theoriegebäude zu haben. Der nächste und ebenso wichtige Schritt ist es dann, diese komplizierten Theorien zu vereinfachen und so wieder allgemeinverständlich zu machen. Und mit den beiden ersten Schritten im Rücken können dann Aktionen auf stabiler Grundlage durchgeführt werden.
Ein Beispiel dazu aus der Physik:
Schritt 1 ermöglicht es uns nämlich zu sehen, wo das vereinfachte Modell in Schritt 2 noch trägt, also in welchen Situationen die Aktion sinnvoll ist.
z.B. erklärt 1. direkt auch die krumme Bahn eines Bumerangs, was 2. schon nicht mehr tut.
Das Beispiel hier ist natürlich zu einfach, weil jeder weiß, dass Kugeln auf ebenem Boden in gerader Bahn rollen. Für komplexere Probleme gilt das aber nicht mehr, denn da brauchen wir dann erstmal die tiefergehende Theorie, um überhaupt zu verstehen, was sinnvoll ist.
Und gerade Wirtschaft (aber auch viele andere politische Probleme) ist verdammt komplex, weil verdammt viele Faktoren mit hineinspielen.
(Natürlich ist eigentlich schon die Theorie im ersten Beispiel eine Vereinfachung. Exakter wäre es, statt von Arbeit von Wirkung zu sprechen. Die verlinkte Wikipedia-Seite sagt mehr dazu.)
→ geschrieben als Kommentar in der Taz [27].
@Arne: Kretschmann hat die Bevölkerung gefragt: „Wollt ihr nicht weitermachen oder nicht aufhören?“
Die Antwort war, dass die Leute, die es interessiert, mehrheitlich nicht aufhören wollen.
Ich finde das Ergebnis schade, aber das ist halt unsere Demokratie: Im Zweifel entscheidet die Mehrheit der Interessierten1 (auch wenn leider der Werbe-Etat der jeweiligen Position das Ergebnis verzerrt).
Kretschmann mag genau wie ich ein anderes Ergebnis erhofft haben, aber immerhin hat er gefragt, statt einfach zu machen, was er will (das wäre Mappus-Stil gewesen).
Er ist dafür einen Schritt von seinem Mandat zurückgetreten. Ansonsten hätte nämlich eine Mitgliederbefragung von SPD und Grünen gereicht - gewichtet nach Stimmanteil bei der Wahl.
Stattdessen nochmal das ganze Volk zu fragen - inklusive der CDU- und Nicht-Wähler - ist wirklich ein anderer Politikstil: Unsere Meinung ist nicht nur einmal alle 4 Jahre wichtig, sondern bei allen Entscheidungen zu denen das Wahlergebnis kein klares Mandat gegeben hat.
Leute, die weiterhin dagegen arbeiten wollen, haben jetzt zum Beispiel die Möglichkeit, den Prozess zu prüfen und es sichtbar zu machen, wenn gegen Auflagen verstoßen wird. Und sich zu überlegen, ob sie nochmal eine destruktive Schlichtung durch einen ihrer Gegner mitmachen wollen.
PS: Ergebnis: 19,9 Prozent stimmten für den Ausstieg, 28,4 Prozent stimmten dagegen, 51,7 Prozent war es egal. Quelle: taz.de [28]. Dafür waren damit 1,5 Millionen, 300.000 Bürger mehr als bei der Wahl die Grünen gewählt haben.
PPS: Und ja: Die Wahlzettel waren grausig. Ich musste auch zweimal nachdenken, was ich nun eigentlich will - und jedes Plakat doppelt lesen, um mir klar zu machen, ob das jetzt für kein Stuttgart 21 oder gegen kein Stuttgart 21 war.
PPPS: Uh, oh: Laut GDL [29] entspricht der Entwurf nicht den Sicherheitsvorschriften… (Gleislängsneigung von 15 Promille). Und die Korrektur würde teurer werden. Hier ist ein Ansatzpunkt für weitere Proteste, denn der Kostendeckel von 4,5 Milliarden gilt soweit ich weiß weiter…
In diesem Fall hätten übrigens mindestens 33,3% der Wahlberechtigten für den Ausstieg stimmen müssen. Im Bild der Ergebnisse ist das nicht mehr relevant. Aber selbst wenn alle Nein-Sager ja angekreuzt und alle Ja-Sager nein angekreuzt hätten, wäre das Ergebnis ein Nein gewesen. Die Nein-Sager hatten nämlich auch keine 33,3% der Wahlberechtigten. ↩
Ich habe auf den GNU-Seiten einen Artikel gefunden, der meine Erfahrungen im Studium nicht nur bestätigt, sondern sie auch noch verallgemeinert: Eine Belohnung zu bekommen, wenn man etwas "richtig" gemacht hat, tötet die Motivation.
Quelle: gnu.org/philosophy/motivation.html [30] - Der Link funktioniert wieder — er war einige Jahre offline, nachdem er nach >10 Jahren vom Autor zurückgezogen wurde ("nein, ihr dürft doch nicht"), daher habe ich einen eigenen Artikel zu dem Thema geschrieben. Etwa ein halbes Jahr nachdem mein Artikel online ging, hat der Autor die Verwendung seines Artikels doch wieder erlaubt, aber jetzt gibt es meinen auch; mit mehr Referenzen und mit praktischen Tipps:
Motivation and Payment [31]
Es kann sogar dazu führen, dass etwas, das man vorher gerne gemacht hat, zu einer störenden Bürde wird, weil man es plötzlich nur noch macht, um die Erwartungen eines Anderen zu erfüllen.
Und das ist fast schon die Geschichte meines Studiums.
Ich speichere das hier unter "Politik", weil es sehr viel weitreichendere Folgen hat als nur zu zeigen, dass Bachlor Studiengänge kreative Studenten schädigen.
Es zeigt, dass ein Großteil unseres Gesellschaftssystems auf der falschen Ideologie aufgebaut ist, in der gepredigt wird, dass Belohnung Leute motiviert.
Und meine Kinder werden keinen Cent für ihre Noten bekommen. Dafür will ich umso mehr mit ihnen einfach Spaß mit dem Schulstoff haben. Was man da lernt ist nämlich verdammt interessant, wenn man es nicht lernen muss sondern lernen will.
Was dagegen die Motivation steigert, ist verbales Lob; dass jemand toll findet, was man macht.
Allerdings denke ich, dass Belohnungen sehr wohl nützlich sein können, damit jemand anfängt, sich mit etwas zu beschäftigen.
Damit er oder sie darin gut wird, muss die Belohnung aber irgendwann unwichtig werden. (Hintergrund dazu: Fading out von Token-Systemen [32])
Nun frage ich mich nur noch, was diese Studie über das Bedingungslose Grundeinkommen sagt...
Was würde geschehen, wenn die meisten von uns nur noch arbeiten würden, weil es ihnen Spaß macht, und nicht mehr, weil sie das Geld zum Leben brauchen?
Wie viel schneller würde sich unsere Gesellschaft entwickeln?
Oder im Wirtschaftslingo für alle, die sich ihre eigene Motivation schon so abtöten ließen, dass sie eine Belohnung brauchen, um das richtige zu tun: Welchen Wettbewerbsvorteil würde es unserem Land bringen, wenn wir die Motivation unserer Bevölkerung nicht mehr durch ein schädliches Belohnungssystem reduzieren würden, sondern die gesamte Kreativität und Leistungsfähigkeit aller Menschen sich frei entfalten könnte?
Lesende auf anderen Seiten können mit dem Link das Thema meines Artikels einschätzen, ohne auf meine Seite kommen zu müssen. Gute Links sind ein Schutz gegen Betrug durch die Verlinkenden.
Link: Kategorie und Thema (Stichworte) (licht/politik/gedanken/gehalt-von-links [33])
Ich habe letztens den Artikel von fefe über lange Links [34] gelesen1 und mir Gedanken darüber gemacht, was eigentlich der Nutzen eines Links für meine Seite ist.
Bei mir selbst habe ich beobachtet, dass ich mir die Linkadresse anschaue, bevor ich einen Link anklicke. Der Grund ist, dass die Linkadresse ein technischer Identifikator ist, den die verlinkende Seite nicht fälschen kann2. Die Linkadresse gibt mir also eine grundlegende Sicherheit, dass der Link den ich anklicke mich auf die Seite bringt, die ich dort erwarte.
Um das zu ermöglichen reicht es aber eigentlich, dass der Link ein Stichwort gibt, das den Artikel identifiziert.
Und damit kommen wir zur Bedeutung dieses Textes für meine eigenen Seiten.
Bisher hat der Inhalt meiner Artikel fünf Ebenen: Den Inhalt selbst, den Anrisstext, den Titel, den Link und den Kontext, in dem er verlinkt wird:
Und damit sollte klar sein, dass der Link eigentlich redundant ist. Er zeigt die Kategorie deutlich, aber der etwas gekürzte Titel im Link gibt keine neuen Informationen.
Um die Links zu einem sinnvollen Teil meiner Seite zu machen, halte ich es daher für besser, statt dem gekürzten Titel nur Das Thema des Artikels zu geben. Damit liefert jede Form des Inhaltes wirklich neue, auf ihren Zweck optimierte Informationen (mit Beispiel):
Links sind ein eigener Teil des Inhaltes. Ihre besondere Rolle ist, dass Leser von anderen Seiten mit dem Link das Thema meiner Artikel einschätzen können, ohne auf meine Seite kommen zu müssen.
Sie sollten daher Kategorie und Thema enthalten. Mit der Domain kommt automatisch auch eine Info zum Autor dazu.
Eigentlich ging er um SEO-Links, also Links, in denen eine ID steht, um die herum beliebiger Text platziert werden kann - und wird. Er beschwerte sich aber auch über die Länge von Links, und das hat mich auf neue Gedanken gebracht. Danke dafür! ↩
Zumindest kann die verlinkende Seite den Identifikator nicht fälschen, ohne den Link ungültig zu machen oder auf Javascript zurückzugreifen - das ich einfach deaktivieren kann. Seiten, die eine ID im Link haben, nehmen mir als Leser diese Sicherheit. Als Beispiel: Worauf bezieht sich wohl dieser Artikel in der Taz? taz.de/kinder-morden-oma-fuer-den-feldwebel/!100474/ [38] — QED… ↩
Leider ist Name von Links oft nur „hier“ o.ä., was Suchmaschinen die Kategorisierung erschwert. Mich stört das aber nicht zu sehr, denn Menschen, die den Linknamen sehen, können auch den Kontext außenrum verstehen. Und diese echten Leser sind diejenigen, die wirklich zählen. Wenn ich Artikel von anderen verlinke, versuche ich allerdings trotzdem passende Linknamen zu wählen, denn wenn ich einen Artikel verlinke, finde ich ihn meistens gut, und das bedeutet, dass ich ihm auch helfen will, besser von Suchmaschinen gefunden zu werden. ↩
Um einen Hinweis für den Kontext zu geben habe ich nicht die nötigen Informationen, denn ich weiß nicht, welches Argument andere in Zukunft mit einem Link auf meinen Artikel unterstützen wollen. ↩
Supersöldner hat für Rollenspiel [39]-Entwicklung auf Tanelorn gefragt [40]:
Wie hält man in Zeiten des Internet, der Satelliten, der Handy Kamera, usw. eigentlich bestimmte Settingelemente glaubhaft vor der Öffentlichkeit (Milliarden von NSC) geheim? Magie, Übernatürliche Wesen, Außerirdische, Superkräfte, usw. Die Betroffenen selbst können ja vielleicht noch Power dafür nutzen, aber eine menschliche Behörde?
Meine Antwort:
Erstmal sind das alles Fake News (von rechts) oder Querfront [41] (von irgendwie-links).
Außerdem kommen sie von spinnerten Verschwörungstheoretiker-Nazis oder Salonbolschewiken. Letzteres habe ich gerade auf Youtube gelesen als ich auf Die Anstalt vom 7. November [42] verlinkt habe, in der dem Nobelpreis für Wirtschaft ein klein bisschen der Lack ab geht.
Und seltsamerweise halten sich Seiten mit solchen Informationen nie lange — sie werden von Spam überflutet, bis sie Kommentare deaktivieren (das zerstört ihre Dynamik) oder Cloudflare aktivieren (mit über Tor unbenutzbaren CAPTCHAs) oder auf so etwas wie Facebook ausweichen; wenn sie davon abhängig sind, werden sie gelöscht. Dafür habe ich gerade kein Beispiel, außer dass ich auf meinen eigenen Seiten Kommentare deaktivieren musste, und schon beim Löschen von Spam-Accounts nicht mehr hinterherkomme.
Und wer zu nah an die Wahrheit kommt und einen Kanal hat, über den er sie verbreiten könnte, wird schlicht ins Irrenhaus gesteckt. Selbst wenn er da wieder rauskommt: Die Dynamik der Bewegung, die das an die breitere Öffentlichkeit gebracht hätte, ist damit futsch. Siehe Steuerfahnder [43].
Zusätzlich braucht es noch ganz viele Skandale. So viele Skandale, dass wirklich wichtige Themen darin untergehen. Ich verweise jetzt einfach mal auf jeden Artikel im Bild-Blog [44].
Bei den ganzen Gedanken an das Internet darfst du nicht vergessen, dass die Reichtumskonzentration [45] — und damit die Konzentration der Meinungsmacht [46] — in den letzten etwa 100 Jahren nicht so hoch war wie heute. Auch wenn alle veröffentlichen können: Wer wird dafür bezahlt?
Das heißt jetzt nicht, dass alles, was als Fake News oder Querfront bezeichnet wird, automatisch wahr ist, sondern vielmehr, dass sobald diese Schubladen geschaffen sind, es sehr einfach ist, echte Neuigkeiten darin verschwinden zu lassen. Das geht umso besser, je mehr emotionalisierende Skandale es gibt: Entweder Leute achten v.a. auf die Skandale, oder sie ignorieren alles, was jemand der Schublade zuordnet. Der dadurch zerstörte Informationsfluss ist heutzutage ein sehr reales Problem [47].
Heute habe ich wieder an die Kinder gedacht, die meine Verlobte und ich uns wünschen und auch an die Familie, die wir eines Tages sein wollen und ich habe wieder erkannt, dass wir Menschen verdammte Gensklaven sind, und dabei habe ich glücklich gelächelt, der beste Beleg für die Theorie.
Vor vielen hundert Millionen Jahren ist das genetische Programm entstanden, das sagt, dass Wesen sich vermehren wollen, um ihre Gene weiterzugeben, weil Gencode der das nicht bewirkt auch nicht weitergegeben wird, also jeder weitergegebene heutige Code diese Muster enthält. und die Muster hatten hunderte von Millionen von Jahren um sich zu perfektionieren.
Unsere Gene schaffen Egoismus und Altruismus, und sie legen mit der Genetisch verwandten Familiengruppe den Grundstock unserer Gesellschaft.
Der Egoismus ist es, der das Gen direkt weiterbringt.
Ich überlebe und Ich kriege die Frau bzw. den Mann, und Meine Gene kommen weiter.
Altruismus bringt weniger direkte Vorteile, doch die Effizienz der Gene muss sich gegen eine komplexe Welt beweisen, nicht gegen irgendwelche simplen Modelle. Und in dieser Komplexen Welt bringt der Schutz der Nächsten im Familienverband die eigenen Gene bei genügend großen Familien stärker voran als der Selbstschutz.
In einem drastischen Beispiel: Habe ich die Chance selbst zu sterben oder drei Geschwister sterben zu lassen, ist es für meine Gene besser, wenn ich sterbe.
Jedes meiner Geschwister hat nämlich durchschnittlich zur Hälfte die gleichen Gene wie ich. Also haben 3 Geschwister durchschnittlich eineinhalb mal meine Gene. Bei meinem Tod geht also weniger von meinem eigenen Genmaterial verloren, als beim Tod von drei Geschwistern. (Natürlich sollten die dabei genauso effizientes Wissen haben, wie ich, was im Familienverband recht wahrscheinlich ist. Das lässt aber auch den Antrieb verstehen, der dem in Literatur recht bekannten Ausspruch führt: "Du wirst dieser Familie Ehre machen. Lass mich zumindest durch meinen Tod etwas bewegen!")
Gene, die dieses Verhalten fördern, werden also stärker verbreitet als Andere, also verdrängen sie wohl irgendwann die Anderen, bzw. haben es bereits zu einem Gutteil getan. Das bringt den Genen natürlich nur im Familienverband wirkliche etwas, genau wie auch einige andere Vorteile (und Menschen haben nicht immer im Familienverband gelebt, also ist es nur verständlich, dass Altruismus den Egoismus noch nicht verdrängt hat).
Der Schutz von Kindern nutzt nur, wenn er auch den eigenen Kindern hilft (zum Beispiel wenn alle Kinder der Familie gemeinsam leben), und zwar mindestens zweien, ansonsten nimmt das Genmaterial das von Mir stammt im Verhältnis zur Bevölkerung ab (bei starkem Bevölkerungswachstum reichen schon zwei nicht aus). Aber neues Genmaterial im Familienverband mit eigenem nutzt dem eigenen (in der nächsten Generation), daher ist wohl das Kindchenschema bei allen Menschen verbreitet.
Selbst die Freude daran, wenn Andere mit meiner Hilfe vorankommen, kann teilweise darauf zurückgeführt werden, weil im Familienverband fast nur Verwandte leben.
Doch das ist wohl das Beispiel an dem am deutlichsten sichtbar wird, dass wir heute die Wahl haben, wie wir uns entscheiden können, denn es gibt viele Menschen, die Anderen nicht helfen, und die die Freude, die das Helfen bringt, völlig ignorieren.
Und dummerweise kommen solche Leute heute in der Gesellschaft oft nach oben.
Aber auch die haben sich lange nicht von ihrem genetischen Programm verabschiedet, sondern leben nur einen kleinen Teil davon, und zwar oft ohne darüber nachzudenken, also als wahre Gensklaven. Dabei lassen sie allerdings all das beiseite, was die Bildung unserer auf Gemeinschaftlichkeit gegründeten Gesellschaftsformen gefördert hat, und sie verabschieden sich von jeglichen langfristigen Überlegungen, die über diese und die direkt nachfolgende Generation hinausreichen; eine Kurzsichtigkeit, die nichtmal unser Gencode an den Tag legt.
Sie zeigen das Verhalten, das nur einer sehr kleinen Gruppe nutzt, ihre Umgebung und damit auch Sie aber langfristig zerstört, und das ist ein Verhalten, das ansonsten nur in extrem primitiven Systemen und bei Schmarotzern funktioniert, und das heute sowohl bei Kleinkriminellen als auch bei Wirtschaftsbossen oft zu finden ist.
Und es zerstört die Gesellschaft.
Es gibt aber auch viele Andere, die anders denken, die unsere Gesellschaft erhalten wollen. Das ist zum Beispiel der Ursprung fast jeder Genossenschaft und auch der Gewerkschaften, vieler Bürgerinitiativen und kommunaler Einrichtungen. eigentlich lebt unser gesamter Staat davon, dass Leute weitergedacht haben, und dass sie nicht blind den primitivsten Teilen ihres Genprogrammes gefolgt sind, sondern weitergedacht haben (wofür hätten wir sonst ein denkfähiges Gehirn, und wieso bringt uns wohl das Verstehen soviel Freude?), denn auch wenn unsere Gene die Grundlage unserer Antriebe und damit unserer Handlungen bilden, und obwohl sie einiges an Motivations- und Belohnungssystemen enthalten, zum Beispiel das Kollektive Seufzen beim Anblick von Kinderaugen, haben wir die Wahl, welchen Antrieben wir folgen, auch wenn ein vollkommender Verzicht auf von unseren genetischen Muster geförderte Handlungen uns der genetischen (also vom Körper ausgeschütteten) Belohnungen beraubt und damit unsere Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann (weswegen sicherlich manche Drogen nehmen, um das zu kompensieren).
Wobei solch ein Leben für mich auch noch schwer vorstellbar ist: Leben ohne etwas zu erschaffen (abgewandeltes Brunft-Verhalten: mögliche Partner beeindrucken), ohne für sich selbst immer mehr zu bekommen (Egoismus), ohne anderen zu helfen (Altruismus), ohne Familie, ohne denken, ohne ein höheres Ziel (das wieder indirekt auf genetisch gefördertes Verhalten zurückgeführt werden kann), Selbst Mönche, die sich zurückziehen, folgen ihrem genetischen Programm, denn sie glauben oft, der gesamten Menschheit zu helfen, und wer sich selbst kasteit, um seine Sünden zu sühnen, folgt dem Code noch viel stärker, denn für unsere Gene ist es gut, wenn alle, die der Gesellschaft geschadet haben, schon von selbst gehen: Dann werden ihre Gene (von ihrer Familie) stärker weitergegeben, als würden sie bleiben, weil sie keinen weiteren Schaden verursachen.
Soviel auch zum Ehrenkodex.
Dass damit fast alles, das von Menschen als attraktiv angesehen wird, von unserem genetischen Programm abgedeckt wird, ist wenig verwunderlich, kann aber mit Staunen über die Komplexität selbst auf der Oberfläche so einfacher Systeme wie unserer Gene betrachtet werden.
Allerdings folgt nicht jeder Mensch den gleichen Antrieben, und oft ändern sich während seinem Leben die Antriebe, denen er folgt, mehrfach, ohne dass sich vorher seine Lebenssituation merklich geändert hätte, so dass also seine Gene nicht (alleine) für diese Veränderungen verantwortlich sein können.
Und hier kommt jetzt ein zweites System dazu, das ich einfach mal als „Ideen“ bezeichne (der wissenschaftliche Name ist „meme“).
Während unsere Gene unser ganzes Leben lang (größtenteils) gleich bleiben, und selbst Einflüsse sich wohl nur grob unserer Lebenssituation anpassen können (sind wir erwachsen? Haben wir eine/n PartnerIn? Haben wir schon Kinder? Sind die noch klein? Sind wir noch Zeugungsfähig? Sind wir größtenteils gesund?) können unsere Handlungen sich schon aufgrund eines einzigen Gesprächs verändern (beide Systeme verzahnt), in dem sich beispielsweise unsere Einstellung zum Leben, unsere Pläne und Wünsche für die Zukunft oder unsere Ansichten zu unserer Gesellschaft geändert haben.
Obwohl wir wohl weiterhin in unserem genetischen Programm leben werden, weil es sich einfach besser anfühlt nicht gegen, sondern mit dem eigenen Körper zu leben, kann sich der Antrieb, dem wir uns zu folgen entscheiden, wenn wir eine neue Idee kennenlernen, sehr schnell ändern.
Und je nachdem wieviel Nutzen diese Idee den Menschen kurz- mittel- und langfristig bringt, und wie stark sie verbreitet wird, wird sie sich weiter verbreiten und halten, oder von einer Anderen ersetzt werden.
Ein Beispiel für sehr langlebige Ideen sind unsere Religionen, die aber auch sehr schnell den freien Ideenfluss eingeschränkt haben, da sich Ideen wie Gene zur Wehr setzen müssen, um erhalten zu bleiben und verbreitet zu werden (auch gegen Teils bessere Ideen), die aber auch Ideen von allen möglichen Quellen integriert haben, so wie es für unsere Gene nützlich ist, immer mal wieder fremdes Genmaterial in das Programm zu übernehmen um Inzucht zu vermeiden und sehr effiziente Teile dazuzugewinnen.
Allerdings sind die Ideen nicht fest an einen Körper gebunden, was die Auslese und Evolution stark fördern kann, jedoch nicht muss, und was auch Rückschritte eher mal ermöglicht.
Denn eine Idee kann fast zerstört werden, ohne dass dafür ihre Träger vernichtet werden müssen, und zwar meistens von einer anderen Idee, die entweder effizienter für die Menschen und die Gesellschaft ist, effizienter scheint, oder sich einfach effizienter gegen andere Ideen stellt.
Und da wir uns weitgehend frei entscheiden können, welchen Ideen wir folgen, sobald wir mal genügend viele von ihnen kennen, hängt die Frage, ob die Ideen wirklich effektiv für uns sind und ob sie fähig sind, eine Gesellschaft langfristig zu tragen, größtenteils davon ab, wieviel wir über diese Ideen nachdenken und was uns wichtig ist. Natürlich ist auch der Gedanke, dass jeder über Ideen und Vorstellung nachdenken sollte, eine Idee, die Menschen entweder annehmen oder verwerfen können (und die dieser Text mit ein klein bisschen Nachdruck zu fördern versucht).
Einige der Hauptträger für Ideen sind wohl die Familie (sie gehen von den Eltern auf die Kinder über), die Medien (können Ideen sehr schnell verbreiten, aber nicht immer auch fest verankern) und der Freundeskreis (dort treffen Ideen aufeinander und entwickeln oft ihren eigenen Evolutionsprozess).
Vor allem grundlegende Ideen und Vorstellungen werden oft schon in der frühesten Kindheit geprägt, also durch die Familie. Dazu gehören auch Grundeinstellungen, wie zum Beispiel das grundlegende Vertrauen in die Welt als Ganzes (oder das Misstrauen dagegen).
Auch wenn diese Werte sich auch später noch ändern können, braucht das sehr einschneidende Erlebnisse, wie Schock oder Katastrophen oder eine sehr enge Gruppe von FreundInnen, die manchmal noch enger werden als die eigene Familie (was genetisch als Gründung eines eigenen Clans angesehen werden kann, um nochmal auf die Gene zurückzukommen).
Viele andere Ideen können sich leichter ändern, und wir können uns oft frei entscheiden, welche sich für uns richtig anfühlen.
Zum Beispiel habe ich mich entschieden zu glauben, dass es meine eigene Entscheidung war, dass ich dieses Leben lebe, und dass ich hier etwas leben will, ob es nun ist, diese Lebensumstände zu erleben, oder zu erleben und zu lernen, wie ich sie ändern kann, muss ich sie selbst entscheiden, und ich habe mich auch entschieden zu glauben, dass ich mir nach diesem Leben wohl ein neues, ein Weiteres aussuchen und zwischendrin nachschauen werde, in wieweit ich meine eigenen Lern-Ziele erreicht habe. Dieser Gedanke hat nämlich den Vorteil, dass damit jegliche Erfahrung in meinem Leben erstmal positiv ist, weil ich daraus etwas lerne. Wie ich dann darauf reagiere, und ob ich sie nochmal machen will, ist aber meine eigene Entscheidung. Und inzwischen habe ich diese Idee soweit verinnerlicht, dass ich sie als Glauben bezeichnen kann.
Und dadurch stellt sich für mich die Frage, wie ich mit der Vorstellung von Genen und Ideen mein Leben leben will.
Zum Beispiel bringt so die Frage nach dem Sinn des Lebens zwar eine einfache Antwort (Gene und Ideen weitergeben, und zwar so, dass sie auch in 10.000 Jahren noch bestehen können, also gesellschaftsfördernd sind) aber auch komplexere Fragen, sobald ich tiefer gehe.
Wie schaffe ich es zum Beispiel dafür zu sorgen, dass die erste einfache Antwort in die Realität umgesetzt werden kann? Ist es sinnvoll, viele Kinder zu haben, oder leidet deren Ausbildung so stark darunter, dass für die nächsten Generationen die Chancen meiner Gene sinken? Sollte ich meinen Partner nach genetischen Ansichten aussuchen oder eher nach Sympathie oder nach Vorstellungen und Ideen, oder sollte ich das einfach meinem Körper überlassen, der sich seit 10.000 Jahren (und viel länger) auf die Beantwortung dieser Frage optimiert, aber wenig Ahnung von heutigen Gesellschaften hat?
Und die Frage nach dem "richtigen Leben" wirft schonmal grundlegend in erster Linie Gegenfragen für jeden Einzelnen auf, ohne die keine individuelle und tragfähige Antwort möglich ist.
Doch die zu finden und zu beantworten überlasse ich jedem selbst.
Allerdings würde ich mich freuen, wenn Du, nachdem du nun diesen Text gelesen hast, mir schreibst, welche Fragen es für dich sind, damit ich vielleicht eine Fragenliste anhängen kann, wenn viele Fragen zusammengekommen sind. Denn Fragen sind oft weit wertvoller als Antworten, weil sie das eigene Denken anregen können. Woraus wohl nochmal deutlich wird, dass dieser Text auch die Idee fördern soll, dass jeder über seine eigenen Ideen und Antriebe nachdenken sollte.
Ich hoffe, er hat Dich angeregt.
→ Eine Antwort auf die Frage von fon77 in gulli [48]:
Genau das ist eine Frage. Ja.
Und jetzt denke sie bitte zuende.
Nehmen wir an, die Künstlerin hat das Recht, darüber zu bestimmen, was wir damit machen dürfen.
Fragen wir also:
» Hat sie das Recht zu bestimmen, ob ich zu ihrem Lied meine Frau küssen darf? «
Hm, offensichtlich nicht, egal wie puritanisch sie ist. Suchen wir also weiter.
Nächste Frage:
» Hat sie das Recht zu bestimmen, dass ich ihr bei jedem Hören Geld geben muss? «
Da wird es etwas schwerer, aber tiefer zu graben bringt eine Antwort:
Um das Recht durchzusetzen, muss sie dafür sorgen, dass ich das Werk nicht ohne ihre Zustimmung nutzen kann. Wenn sie ihr Werk im Internet anbietet heißt das, dass sie meinen Rechner vollständig kontrollieren können muss [50], sonst könnte ich es ja einfach aufnehmen. Der Rechner gehört aber mir. Hat sie also das Recht, über meinen Rechner zu bestimmen, nur weil ich ihr Lied gekauft habe?
Und genau hier scheiden sich die Geister zwischen Medienindustrie und den Nutzern freier Software. Ich gehöre zur letzteren Gruppe: Niemand hat das Recht, meinen Rechner zu kontrollieren. Selbst die Polizei darf mich nur im Nachhinein bestrafen, wenn ich das Recht breche, denn sonst würde ein Generalverdacht auf der ganzen Bevölkerung liegen (es sei denn, sie haben einen signifikanten Anfangsverdacht gegen mich persönlich).
Jetzt gehen wir einen Schritt weiter.
» Hat die Schöpferin eines Kulturellen Werkes das Recht, mir zu verbieten, ihr Werk zu ändern und weiterzugeben? «
Und das ist, wo die Antworten von Vertretern freier Kultur und sonstigen Künstlern auseinander gehen.
Vom Gesetz her: Ja, hat sie. Von meinem ethischen Code her gesehen: Nein hat sie nicht. Sie schränkt dabei nämlich meine Freiheit ein (und jede Künstlerin hat von anderen gelernt und dabei genau diese Freiheit genutzt). Beispiel: Ich darf viele der Lieder, die ich vor über 20 Jahren während dem Ausflug mit dem Kindergarten gelernt habe, nicht aufnehmen und unentgeltlich ins Netz stellen, obwohl sie schon lange nicht mehr verfügbar sind. Die Lieder werden also künstlich aus dem kulturellen Gut der Gesellschaft herausgehalten.
Ich finde also, dass die Künstlerin mir (und anderen) nicht verbieten darf, ihre Werke zu ändern und weiterzugeben.
Aber gleichzeitig will ich, dass eine Künstlerin mit ihren Werken Geld verdienen kann.
Und hier muss immer wieder die Frage gestellt werden: Welche Rechte sind wir bereit, aufzugeben, damit Künstlerinnen Geld verdienen können?
Die Antwort darauf hängt immer von den aktuellen Technischen Möglichkeiten ab. Monopolrechte zusammen mit Zwangsmaßnahmen sind heutzutage meiner Meinung nach die falsche Antwort.
Also ist die Frage „Hat eine Künstlerin das Recht darüber zu bestimmen, was mit ihrer Kreation passieren darf?“ zwar wichtig, aber sie verfehlt die wirklich wichtige Frage:
» „Wie können wir Kultur am besten fördern?“ «
Denn auch nichtkommerzielle Weitergabe fördert die Kultur. Unser Staat bezahlt viel Geld dafür, dass wir alle über Bibliotheken Zugriff zu kulturellen Werken haben. Tauschbörsen erreichen das gleiche zu viel geringeren Kosten, aber statt sie gleichermaßen zu fördern werden Gesetze geschrieben, um sie zu bekämpfen.
Ein Versuch einer Antwort auf die Frage nach sinnvollen Strukturen ist „Geistiges Eigentum“ - Sinn des Urheberrechtes und staatlich garantierter Monopolrechte [51].
Eine einfachere Möglichkeit für jeden von uns ist, die Förderung von Autorinnen, die wir mögen, mit Mitteln wie LiberaPay [52] selbst in die Hand zu nehmen.
-> geschrieben als Antwort auf heise.de [53].
> Beantwortete Aussage: "Ich frage mich wie doof sind derartige Gläubige?"
Offensichtlich sind sie überzeugt davon, dass C100 Präparate eine deutliche Wirkung haben.
Die Frage ist, warum sie davon überzeugt sind.
Meine eigene Erfahrung ist: Ich war mehrmals bei einer Homöopathin, und bei einigen Mitteln in der C100-Kategorie habe ich ein deutliches Ziehen von der Handfläche durch den Arm bis in die Schulter gespürt - bei manchen mit Kühle- oder "Bewegungs"-Empfindungen im ganzen Körper.
Und ich wusste nicht, was das war, denn die Gläschen waren nicht beschriftet.
Dass die Homöopathin mir danach gesagt hat, was drin war, und mir auch noch begründen konnte, warum es wirkt, ist für mich mit der heutigen Medizin und Physik nicht erklärbar.
Nachtrag: Hier eine Mögliche Erklärung: Die Homöopathin wusste, was darin ist, also hat sie vielleicht diese Wirkungen in mir hervorgerufen und damit langfristig dafür gesorgt, dass ich gesund wurde.
Falls das so sein sollte (und die Homöopathika selbst keine Wirkung haben sollten — was das ist, worauf die bisherigen Forschungsergebnisse hindeuten) plädiere ich hiermit ausdrücklich dafür, mehr Homöopathen auszubilden. Wenn die in der Lage sind, diese Wirkungen effektiv ohne Medikamente zu erzielen, dann sind sie weitaus kosteneffizienter als die meisten Ärzte. Sie müssen nur — das ist kritisch — wissen wo die Grenzen ihrer Kunst sind, und Patienten in dem Fall frühzeitig an Ärzte verweisen.
Kannst du mir begründen, warum ich, ohne zu wissen, was in den Mitteln war (und auch noch so verdünnt, dass ich es mit konventionellen Mitteln nicht hätte herauszufinden können), deutliche Unterschiede gespürt habe - und zwar nicht nur ein Kribbeln in den Händen o.ä. sondern teils massive Veränderungen der gesamten Körperwahrnehmung?
Einzelerfahrungen sind der Anfang der Forschung, aber nicht ihr Ergebnis.
Mir ist bei einem Arzt erstmal egal, ob es stimmt was er denkt, wie seine Medikamente wirken - die meisten Ärzte haben auch nicht genug Wissen über Biologie um wirklich zu wissen, was konventionelle Medikamente bewirken (ganz zu schweigen von Molekülphysik). Wichtig bei einem Arzt ist, dass er mich mit minimalen Nebenwirkungen und möglichst geringen gesellschaftlichen Kosten heilen kann.
PPS: Möglicherweise verwandt: Ein sehr sachlicher Erfahrungsbericht zu Handauflegen ohne Berührung [54] - inklusive unsachlicher Antworten, die ihn angreifen.
Sascha Lobo, von der FAZ als Sprachrohr der Netzgemeinde bezeichnet (wer hat den gewählt?), beklagte sich letztes Wochenende in einem ganzseitigen Beitrag im Feuilleton der FAZ darüber dass das Internet kaputt sei - und gar nicht das, für das er es gehalten habe [55].
Thomas Stadler hält heute in seinem Blog Internet-Law dagegen, dass die Geheimdienste und unsere Politik kaputt sind [56].
Doch beide greifen zu kurz - sowohl Sascha Lobo mit seiner Verletzung durch das Internet, als auch Thomas Stadler mit seiner Kritik an der Netzpolitik der Regierenden.
Unsere Demokratie ist beschädigt, aber die Ursachen sind nicht in unseren Gesetzen zum Internet zu suchen.1 Vielmehr kann eine Demokratie nicht aufrechterhalten werden, wenn die Vermögens- und Einkommens-Ungleichheit zwischen Menschen so groß ist wie hierzulande (und noch vielmehr in den USA)2, auch wenn die Internetgesetze dazu beitragen, diese Ungleichheit noch weiter zu verschärfen.
Natürlich spionieren die Geheimdienste, aber eben nicht im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung (wie es in einer Demokratie sein sollte), sondern im Interesse derjenigen, die das Geld für Lobbyarbeit haben. Und das gleiche gilt auch für Politiker.
Spätestens seit die Bild Wulff aus dem Präsidentenamt gekickt hat, sollte allen Politikern klar sein, dass man keine Politik gegen diejenigen machen kann, die die Medien hierzulande finanzieren: Diejenigen, die den Großteil der Werbung schalten lassen. Und seit die von der Mohn-Familie3 kontrollierte Bertelsmann Stiftung indirekt eine Sperrminorität am Spiegel hält4, sind auch die meisten Akademiker mit den Vermögenden gleichgeschaltet.
Das heißt, in einem Wirtschafts-System, das eine immer weiter steigende Vermögensungleichheit produziert5, kann sich auf Dauer keine Demokratie halten.
Das zu erkennen und aktiv gegen diese Ungleichheit vorzugehen wäre eine Grundbedingung für alle demokratisch gewählten Politiker, die ihr Mandat wirklich ernst nehmen - ganz abgesehen davon, dass eine gleichmäßige Verteilung des Einkommens auch der beste Garant für langfristiges Wachstum der Wirtschaftsleistung ist.6
Dass sie das nicht tun, zeigt uns, wie effektiv Lobbyismus darin ist, Politiker zu korrumpieren.
Zum Glück gibt es mit Abgeordnetenwatch [57] eine Gruppierung, die dem entgegensteuert, aber solange wir die Gesellschaftlichen Machtverhältnisse nicht ändern, wird das nur eine unzureichende Symptombehandlung sein (auch wenn sie notwendig sein könnte, um die Machtverhältnisse ändern zu können).
Um langfristig etwas gegen Überwachung und den Missbrauch von Staatsgewalt gegen die eigenen Bürger zu Unternehmen, dürfen wir daher nicht bei einer Neustrukturierung des Internet stehen bleiben,7 und wir dürfen uns auch nicht auf neue Gesetze beschränken. Vielmehr müssen wir bei jeder dieser Maßnahmen darauf achten, auch die Vermögens- und Einkommensungleichheit zu reduzieren. Wir müssen reale Machtkonzentration minimieren. Nur so können die Ergebnisse unserer Kämpfe bestand haben.
Auch relevant:
Natürlich ist die Rechtsprechung zum Internet Mist. Jegliche Gesetze, die 30% der Bevölkerung zu Schwerkriminellen machen, obwohl deren Handlungen erwiesenermaßen niemandem schaden [61], haben schon längst den Bereich der Legitimität verlassen. Aber die Gesetze sind nicht die Ursache der Probleme, und nur die Gesetze zu ändern, wird die Probleme nicht lösen, sondern höchstens etwas verschieben. ↩
Zu große Vermögensungleichheit zerstört jede Demokratie [62]: Wer die Informationskanäle der Menschen kontrolliert, kontrolliert auch ihre Wahlentscheidung. ↩
Die Mohns (Leiter der Bertelsmann Stiftung) sind laut Wikipedia [63] die 6. reichsten Deutschen: „Das Familienvermögen der Mohns wird auf 5,7 Mrd. € geschätzt, damit liegen die Bertelsmann-Eigentümer auf dem 6. Platz in der Forbes-Liste der reichsten Deutschen (2008)“ ↩
Der Spiegel gehört seit 2002 zu 25.5% einer Tochter der Bertelsmann AG (Hauptaktionär der RTL Group), die wiederum zu 77.6% der Stiftung Bertelsmann gehört, denen wir es zu verdanken haben, dass per Grundgesetz „unabhängige“ Hochschulen ihren Lehrplan von Privatfirmen absegnen lassen müssen. Aus der Wikipedia [64]: „Augstein verfügte in seinem Testament Ende 2002, dass seine Erben ein Prozent ihres Anteils an die beiden übrigen Gesellschafter verkaufen müssten, damit verloren sie ihre Sperrminorität von 25 Prozent. 50,5 Prozent der Anteile an der Verlags-Holding Rudolf Augstein GmbH sind nun im Besitz der Kommanditgesellschaft der Mitarbeiter. Über die restlichen 25,5 Prozent verfügt der Hamburger Medienkonzern Gruner und Jahr, eine Tochter der Bertelsmann AG“. Die Piraten forderten schon 2012 [65], dass der Stiftung Bertelsmann die Gemeinnützigkeit aberkannt wird, die Neue Reinische Zeitung klärte die rechtliche Situation [66] und die Nachdenkseiten haben dem Einfluss der Bertelsmannstiftung einen ausführlichen Artikel gewidmet [67]. ↩
Die erste Million ist die schwerste: Der strukturelle Fehler unseres Wirtschaftssystems [68]: Unser aktuelles Wirtschaftssystem produziert selbst bei gleicher Leistung Ungleichheit. ↩
Equality and Efficiency (IWF) [69]: Der stärkste Indikator für langfristiges Wachstum der Wirtschaft ist die gleichmäßige Verteilung des Einkommens. ↩
Auch wenn der Kampf für den Lesenden finanzierte Medien und gegen Werbefinanzierung ein wichtiger Schritt auf dem Weg ist, denn wer von Werbung finanziert ist, schreibt nicht für die Lesenden, sondern verkauft die Lesenden an die Werbetreiber. Auch eine werbefinanzierte Zeitung betreibt people-farming (aber Online-Plattformen treiben das zu noch größeren Extremen [70]). ↩
Wege zur Macht über Andere
Wege zur Macht über Andere
→ Ein offener Brief an Frau Kappert von der Taz zu ihrem Kommentar über die NSA: Die Datenterroristen: Geheimdienste haben mehr Informationen, verlieren aber an Macht [71]
Sehr geehrte Frau Kappert,
Ihr Kommentar fing in meinen Augen sehr gut an. Doch der Abschluss war schwächer als der Anfang erhoffen ließ.
PDF [72]
Wenn hier in Deutschland Tausende vor Banken demonstrieren, dann kommt das eine Weile in den Nachrichten. Danach gibt es plötzlich ein paar Skandale und kurz darauf wird geräumt. Und dann ist es vorbei und alles geht so weiter wie bisher.
Konstantin Wecker sagte nach 35 Jahren als Musiker „Ich bin damals angetreten, die Welt mit meiner Musik zu verändern. Die Welt hat sich verändert. Aber was soll ich sagen: Ich war es nicht.“1
Vor 30 Jahren sind die Grünen angetreten, Frieden in der Welt zu verbreiten. Heute mischt Deutschland in jedem Krieg mit. Denn wir sind ja in der Nato, und da müssen wir helfen.
Die SPD ist angetreten, für die Arbeiter zu kämpfen. Jetzt waren sie an der Macht, und die Ungleichheit in Deutschland ist größer denn je.
Irgendjemand ändert hier etwas. Aber wir sind es nicht. Obwohl „unsere“ Parteien so stark sind wie nie zuvor.
Edward Snowden veröffentlicht Machenschaften, die allen Interessierten seit 10 Jahren bekannt sind. Und das geht durch alle Medien. Doch es passiert nichts.
Im Nahen Osten wird ein Mädchen angeschossen, weil es sich für Mitschülerinnen einsetzt. Denn es könnte wirklich etwas bewirken: Die dortigen Machtstrukturen sind vergleichsweise fragil. Sie brauchen die ständige Kooperation der Masse. Hier lässt man solche Mädchen gewähren. Denn wirklich bewirken können sie nichts.
Die Herrschenden haben keine Angst vor ein paar Bürgerrechten. Die alten Kämpfe können gerne gewonnen werden. Denn bei uns sind sie schon lange keine Gefahr für die Mächtigen mehr. All das, was sie erreichen, kann leicht zurückgedreht werden. Denn die Herrschaftsverhältnisse werden derweil immer klarer.
Ein bisschen Hilfe für Afrika, das ist gut. Je mehr Leute sich dafür einsetzen, desto mehr Potenzial für Veränderung hier im Land ist gebunden. Am besten sollten sie sich dabei nie wirklich treffen. So kann ihre Dynamik nicht für andere Themen genutzt werden - oder sie können durch eine zentrale Stelle gelenkt werden.
Wer eine Gefahr für die Herrschaftsverhältnisse darstellt, sehen wir, wenn wir darauf achten, gegen wen vorgegangen wird. Und welche politischen Veränderungen auch gegen breiten Widerstand in der Bevölkerung einfach umgesetzt werden.2
Vereinsamung im Job, das ist wichtig. Denn so können sich die Angestellten schon nicht organisieren wie es im 19. Jahrhundert die Arbeiter taten. Nur nicht wieder Fließband.
Besser viel Leiharbeit mit ständig wechselnden Gruppen. Maximale Flexibilität, damit stabile Gruppen aufgebrochen werden - oder zumindest so stark verstreut, dass sie sich nicht mehr effizient organisieren können. Verbindungen im Internet und im Kontakt bleiben mit alten Freunden ganz wo anders. Das ist gut, denn die können auf Entfernung nur reden, aber kaum zusammen handeln. Und durch den Kontakt ist genügend Aufmerksamkeit gebunden, dass man lokal keine Gruppen mehr gründen kann. (ich sehe das deutlich, denn mir geht es selbst so)
Die Gefahr dieser weltweiten Organisation ist, dass sich plötzlich viele gemeinsam bewegen könnten.
Sie wird durch Überwachung und Medienkontrolle abgefangen, was auch praktischerweise eine Kontrolle der demokratischen Willensbildung ermöglicht3. Die Medienunternehmen gehören einigen wenigen. Und durch Überwachung lässt sich feststellen, wo aus unzusammenhängenden Grüppchen eine kritische Masse entstehen könnte. Die Verbindung aller zentralisierten Kanäle zur Informationsgewinnung stellt sicher, dass keine größere Organisation entstehen kann, ohne dass vorher eingegriffen werden könnte. In Europa heißt das Projekt INDECT.
Und durch ein hartes Urheberrecht wird die Weitergabe von Ideen in große Gruppen unterbunden, denn kaum ein Bestandteil unseres privaten Lebens darf mehr politisch genutzt werden. Nicht einmal politische Lieder dürfen weitergegeben werden.
Durch steigenden Einsatz von Drohnen werden gleichzeitig immer weniger vertrauenswürdige Menschen benötigt, um eine effektive Kontrolle der Gesellschaft zu ermöglichen.
All das erhöht das Machtungleichgewicht in unseren Gesellschaften.
Dieses Ungleichgewicht zeigt sich in der immer weiter wachsenden Vermögenskonzentration4, allerdings nicht nur.
Korruption ist die offensichtlichste Auswirkung davon: Wo Geld politische Veränderung erkaufen kann, ist Geldbesitz reale Macht. Aber dass eine Lifestyle-Zeitung wie vanity fair einen Artikel namens “Of the 1%, by the 1%, for the 1%” veröffentlichen kann, zeigt, dass diese Entwicklung so gefestigt ist, dass sie durch Informationen über die Ungleichheit alleine kaum gefährdet werden kann.
Die Kanäle, durch die sie gefestigt wird, finden wir, wenn wir uns ansehen, auf welche Leute eingeschlagen wird.
Edward Snowden, Bradley Manning und Julian Assange sind offensichtliche Beispiele. Folter und internationale Hetze sind für alle Leute zu erkennen, die nicht völlig in einer Ideologie gefangen sind: Sie zeigen, wie groß die Angst davor sein muss, dass deren Informationen nicht nur ein paar wenige erreichen, sondern die breite Öffentlichkeit. Und dass noch mehr Leute diesen Weg gehen - vielleicht mit noch brisanteren Informationen. Denn Edward Snowden wurde nicht nur gefährlich, weil er Daten herausgegeben hat, sondern weil er sie so veröffentlicht hat, dass die Verbreitung nicht verhindert werden konnte, ohne den Grad an Kontrolle über die Massenmedien zu offenbaren, der schon alleine durch deren Besitzverhältnisse gegeben ist. Und weil er gezeigt hat, wie sehr sich die Mächtigen gegenseitig unter Kontrolle haben: Wer aussteigt, fällt sofort tief. Denn die Überwachung der EU-Parlamentarier und des Deutschen Bundestages5 zeigt, dass sie fast alle erpressbar sind.
Weniger offensichtlich ist, wie Hartz4-Empfänger, die gegen Hartz4 als System sprechen und nicht nur gegen die Höhe der Sätze, zielgerichtet diskreditiert werden. Und wie die Piraten zu einer Bewegung für mehr Bürgerbeteiligung zurechtgestutzt wurden. Oder die Grüne Alternative zum Grünen Jobwunder.6
Oder wie das Bedingungslose Grundeinkommen und eine echte Vermögenssteuer, die die Vermögensungleichheit wirklich reduziert, immer wieder aus Parteiprogrammen verschwinden - oder von anderen Themen weit in den Hintergrund gedrängt werden.
Alles zusammengenommen haben Bürgerbewegungen in den letzten 50 Jahren viel getan und viel erreicht. Aber die Machtkonzentration ist gleichzeitig immer weiter gestiegen. Und es wurden reale Machtinstrumente geschaffen, mit denen diese Konzentration erhalten werden kann, selbst wenn 90% der Menschen dagegen aufbegehren sollten.
Das heißt, wir haben etwas übersehen.
Die wichtigste Frage, die sich heute für mich stellt, ist ob die Mächtigen noch abhängig genug von der großen Mehrheit sind, dass wir das Ruder zurückdrehen können. Drohnen und weitgehende Überwachung aller Interaktionen sind die Gefahr, die ich am deutlichsten sehe.
Der Drohnenpilot ist nicht mehr an der Front. Er kann nicht mehr desertieren. Also muss er auch nicht mehr loyal sein, solange er vollständig überwacht werden kann. Und entsprechend brauchen Herrschende bald viel weniger loyale (oder gekaufte) Helfer, was die realen Machtverhältnisse noch stärker verzerren wird. Die Vermögensungleichheit überträgt sich viel direkter in reale Macht.
Doch auch das ist nur ein Aspekt, über den die Machtkonzentration gefestigt wird. Und es beantwortet nicht, welche Möglichkeiten wir haben, um diese Machtkonzentration wieder zu verringern.
Das Desinteresse an Mannings weiterem Schicksal ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass ein Interesse an ihrem Schicksal nichts bewirkt. Viele haben demonstriert und sie ist trotzdem in Haft. Als es damals Demos gegen den Vietnamkrieg gab, wurde dieser Krieg beendet. Heutige Demos gegen Guantanamo bringen zwar einen neuen Präsidenten ins Amt, aber Guantanamo schaffen sie nicht ab.
Update 2024: Manning wurde von Obama begnadigt. Dann unter Trump nochmal inhaftiert und unter Biden freigelassen. Als sich änderte, wer an der Macht ist, veränderte sich also doch deutlich etwas.
Es gibt heute viele Bereiche, in denen wir leicht etwas bewirken können. In ein paar Bereichen dagegen stoßen wir gegen eine Wand. Was wir auch tun, es bewegt sich nichts. Diese Bereiche zeigen, wie groß das Machtungleichgewicht in unseren Gesellschaften wirklich ist. Und um hier etwas zu erreichen, brauchen wir mehr als ein paar Demos. Wir brauchen stabile Organisation.
Doch durch Überwachung und Zersplitterung der Gesellschaft lässt sich gerade diese Art von Organisation leicht aufbrechen. Zentrale Schwachstellen lassen sich durch Überwachung leicht finden und korrumpieren und eine Organisation ohne zentrale Schwachstellen, die für große Gruppen funktioniert (echte Demokratie), braucht so viel Beständigkeit, dass die Zersplitterung sie leicht zerbrechen kann.
Update 2024: und Organisationen müssen aufpassen, dass sie nicht durch Leute unterwandert werden, die die Probleme nicht lösen, sondern verschlimmern wollen, die direkt das Ziel haben, Teile unserer Gesellschaft zu schädigen, die gut funktionieren, oder die unsere Gesellschaft schwächen wollen.
Wenn ich das sehe, verzweifle ich manchmal. Ich versuche die Situation wirklich zu verstehen und weitere Handlungsansätze zu finden, die unsere Probleme an der Wurzel angehen und nicht nur kosmetisch wirken. Doch neben Arbeit, Familie und etwas politischem und sozialem Leben bleibt mir weniger Zeit als ich glaube dafür zu brauchen. Daher wünsche ich mir, dass Sie die einzigartigen Möglichkeiten, die Ihnen ihre Arbeit in der Taz bietet, nutzen, um die Situationen wirklich zu durchdringen und effektive Wege zu finden und bekannt zu machen, mit denen wir die Macht in unserer Gesellschaft wieder gleichmäßiger verteilen können. Das ganze nicht nur als Themenblatt, das mal kurz aufblitzt und bald vergessen ist, sondern immer wieder, wann immer Sie etwas dazu finden oder verstehen. Oder vielleicht als einzelne Artikel, die verschiedene Aspekte der Macht und gelebter Demokratie aufgreifen. Wege, mit denen jeder und jede Einzelne etwas unternehmen kann, das auch im Großen etwas bewirkt. Wege, die schwer zu korrumpieren sind. Und Wege, die mehr sind als nur ein Feigenblatt oder Nebenschauplatz, hinter dem die Ungerechtigkeiten im Hintergrund unsichtbar werden.
Liebe Grüße,
Arne Babenhauserheide
Auch relevant:
Reiche versuchen ihre Macht strukturell zu verankern: Macht und Geld wurden in den letzten Jahrzehnten immer stärker auf eine kleine Gruppe konzentriert, und kaum jemand wagt es, Geldbesitz als Rechtfertigung für Entscheidungsmacht anzuzweifeln. Diese kleine Gruppe arbeitet aktiv daran, ihre Macht in gesellschaftlichen Strukturen zu verankern. Dabei ist ihr Reichtum kein sinnvolles Maß für Leistung, nicht einmal ein selbst-konsistentes [79]. ↩
Beispiele sind Waffenlieferungen an Saudi-Arabien, Unterstützung der Lybischen Küstenwache, die Flüchtlinge [80] und Rettungsschiffe angreift [81] und bedroht [82], oder die Auflösung von Blockupy-Camps vor der Frankfurter Börse [83] mit nachläufiger Beschlagnahmung der Festplatten von Journalisten [84]. ↩
Korruption und Vorteilsnahme in der Politik sind in jeder Demokratie zu erwarten, in der es zu starke Geldkonzentrationen gibt. Auf die Art wird die Demokratie mit der Zeit zu einer Farce [85]. ↩
Die immer weiter steigende Vermögenskonzentration wird leider in unserem aktuellen System gefördert [86]. ↩
Der Grad der Gefährdung unserer Repräsentation durch Überwachung wurde 2015 unübersehbar: „IT des Deutschen Bundestages fremdkontrolliert. Oppositionsabgeordnete ratlos.“ [87] ↩
Allerdings konnten sich die Grünen durch ihre basisdemokratische Struktur einen Teil ihrer Existenz bewahren. Zumindest sah das beim Bundesparteitag 2013 so aus - ob es echt war oder nur eine Fassade, hinter der sich stärkere Machtstrukturen verbergen, hätte sich nach der Wahl zeigen können, wenn sie nicht ein paar Wochen vor der Wahl plötzlich Opfer einer massiven Schmutzkampagne geworden wären. Wie das bei den Linken aussieht, kann ich nicht beurteilen. ↩
Anhang | Größe |
---|---|
2013-07-12-Fr-Macht.pdf [72] | 214.68 KB |
2013-07-12-Fr-Macht.org [88] | 11.93 KB |
„Du musst alles tun, was du kannst.“
Gedanken zur Ausprägung verschiedener menschenfeindlicher Systeme.
Wenn du alles tun musst, was du kannst, hast du selbst kaum mehr Wahlfreiheit.
Druck:
Folgen bei Zuwiderhandlung:
Auswege:
Fazit: Sieht alles verdammt schlecht aus… Warum schaffen wir es nicht, uns eine lebenswerte Welt zu schaffen, gerade wenn wir alle Mittel dafür haben? Ich vermute, viele wollen es nicht: Die Aggressionen, die uns gegen äußere Feinde helfen, zerstören unsere Gesellschaft.
Die Taz fragt als Reaktion auf eine Klage von Eltern gegen ein Tattoo-Studio [89] im aktuellen Streit der Woche [90], ob es OK ist, wenn Kinder Ohrlöcher gestochen bekommen.
Ich habe selbst ein Ohrloch. Meine Eltern haben mir erlaubt, es mir stechen zu lassen, als ich noch im Kindergarten war, und ich war jahrelang glücklich damit.
Ich bin sicher, das Stechen hat weh getan, aber ich weiß, dass es damals meine eigene Entscheidung war. Und ich denke, dass es mir geholfen hat zu lernen, Verantwortung für meinen eigenen Körper zu übernehmen.
Heute trage ich keinen Ohrring mehr und habe auch keinen sonstigen die Integrität des Körpers verletzenden Schmuck, aber ich habe das Ohrloch nie bereut.
Wenn Ohrlöcher gegen den Willen des Kindes gestochen werden (oder bevor es mitentscheiden kann), finde ich das kritisch, weil das Kind damit genau das Gegenteil dessen erfährt, was ich erfahren habe: Es kann dann nicht selbst über seinen Körper bestimmen.
Kurz und verständlich.
Es gibt bei Patentrecht, Urheberrecht und Eigentum zwei Grundpfeiler: Schutz und Kontrolle.
¹: Andere können Urheberrechte und Eigentumsrechte daran haben, sie aber nur mit meiner Erlaubnis ausüben.
Die SPD hatte mal ein Kernthema: Soziale Gerechtigkeit. Oft als Kampf von unten gegen oben. Dann haben sie es mit Hartz 4 verraten. Und für den stichhaltigen Teil des Themas ist die Linke entstanden.
Bringt halt nichts, wenn man argumentiert, dass gut laufende Wirtschaft wichtig für Beschäftigte ist, wenn die Beschäftigten sehen, dass es ihren Firmen immer besser geht, sie aber immer weniger Lohn kriegen und immer weniger Beschäftigungssicherheit haben.
Bei Wirtschaftsdeppen ist aber kein Platz mehr: Die werden schon von CDU (konservativ wirtschaftsnah) und FDP (einfach nur billig) vertreten.
Was will die SPD denn noch machen? Alle Plätze sind von Leuten besetzt, die glaubwürdiger sind als sie.
Abgesehen vielleicht von „neuer Pakt zwischen Arbeitnehmern und Unternehmen“. Also das alte Abhängigkeitsverhältnis, aber mit mehr Geld und Sicherheiten für die Arbeitnehmer.
Effektiv müssten sie das Vertrauen der Gewerkschaften zurückgewinnen - und zeigen, dass es toll ist, für eine Firma zu arbeiten (auch wenn ich persönlich die Abhängigkeit dabei nicht mag).
Ich denke, es würde gehen:
Irgendwie klingt das sehr nach dem Kernthema der SPD. Nur haben sie das halt in Rot-Grün und dann Schwarz-Rot völlig zerschossen und müssen das Vertrauen wiedergewinnen, dass sie das wirklich tun wollen.
Und sie haben irgendwie auch keine andere Möglichkeit: Alle anderen Plätze sind schon besetzt. Untergehen oder das Kernthema wiedergewinnen.
Und für immer im Kopf behalten, was passiert, wenn man das Kernthema vernachlässigt, sobald man an der Macht ist. Zumindest das sollte Schröder ihnen gezeigt haben.
Entstanden als Kommentar zu einem Taz-Artikel über die SPD in Baden Württemberg [91].
Diese Frage wollte ich im CSI auf der Podiumsdiskussion mit Sven Giegold über Chancen zivilgesellschaftlicher Einflussnahme im Finanzsektor [92] stellen, aber ich habe sie nicht so klar formuliert bekommen, wie ich das wollte. Daher hole ich das hier nach.
Prof Anheier [93] hat auf der Podiumsdiskussion bereits angerissen, dass uns in der Wirtschaft positive Visionen fehlen, so dass Mobilisierung schwierig ist.
Die einfache Frage, die sich mir daraufhin gestellt hat ist: „Was für eine Wirtschaft wollen wir eigentlich?“
Das heißt, welche Strukturierung hätten wir für unsere Wirtschaft gerne, um für die Bürger in Deutschland und der EU (und darüber hinaus) möglichst nützlich zu sein?
Ich habe ein paar vereinfachte Möglichkeiten gesammelt, mit denen diese Frage beantwortet werden kann, absteigend sortiert nach dem Grad an Hierarchie in der Struktur:
Eine einzige Firma, für die alle Bürger arbeiten (Konzernstaat, Beamtenstaat oder der „Kommunismus“, den wir in Russland hatten).
Ein paar wenige große Firmen und viele Angestellte.
Viele kleine Mittelständler, meist mit unter 20 Angestellten, die zeitweise kooperieren, um Großprojekte zu stemmen.
Fast nur Selbstständige, die sich ihre Projekte selbst suchen und in immer wieder wechselnden Konstellationen kooperieren, um Projekte zu verwirklichen (so funktioniert die Entwicklung freier Software teilweise (zusammen mit vielen Mittelständlern), denn niemand kann jemand anderen kontrollieren. Die Rolle des Staates wird dabei von der GPL übernommen (GNU General Public License [94]), die festlegt, dass niemand Kontrolle über jemand anderen hat. Wer andere überzeugen kann, mitzumachen, kann viel erreichen).
Aktuell geht es in Richtung weniger großer Firmen (2.), da immer mehr kleine Mittelständler von großen Firmen verdrängt werden.
Die Frage ist nun: Welche Art Wirtschaft wollen wir? Oder genauer, um direkt Dich als Leser anzusprechen (denn um Dich geht es dabei auch): Welche Art Wirtschaft willst Du?
Von der Frage können wir dann ableiten, was die Aufgabe des Staates sein sollte.
Wenn er gar nicht reguliert, kommen wir irgendwann an Punkt 1. Denn dann wird irgendwann eine Firma alle anderen verdrängen, indem sie einfach ihre Resourcen nutzt, um eine kleinere Firma nach der anderen auszuhungern (d.h. Verluste in Kauf nimmt, dafür aber alle Waren billiger anbietet als die Konkurrenz, so dass lange genug weniger Leute bei der Konkurrenz kaufen, dass die Konkurrenz pleite geht – um danach die Preise anzuziehen, schließlich gibt es dann keine Alternative mehr).
Und glaub nicht, dass der Staat heute nicht in eine bestimmte Richtung reguliert. Dass ein Millionär hierzulande 36% Abgaben zahlt, ein Durchschnittsverdiener aber 52% und ein Geringverdiener 47,3%1 sagt schon einiges darüber aus, welche Wirtschaft die aktuell Herrschenden wollen, auch wenn sie es nicht sagen.
Daher müssen wir wissen, welche Wirtschaft wir eigentlich wollen. Wollen wir den Konzernstaat, wenige riesige Konzerne, viele Mittelständler oder hauptsächlich Selbstständige? Oder etwas ganz anderes, das ich hier vergessen habe?
Der Reiche als der ausgebeutete Gutmensch und der Arme als Schmarotzer [95] und Deutsche Geringverdiener tragen höchste Last [96]. Für Reiche gilt die Bemessungsgrenze… ↩
Eine Untergrenze für den Preis von Schriftwerken.
Die minimalen Kosten eines Buches hängen von zwei Aspekten ab: Der Anzahl der Leute, die es lesen und der Zeit, die nötig ist, um es zu schreiben. Für beides müsen wir Annahmen treffen, um etwas berechnen zu können.
Fangen wir mit einem Buch an, das fast alle Deutschen lesen. Inklusive Verleih, Bibliotheken usw. kommen wir dann auf vielleicht 10 Millionen Leute, die dieses Buch kaufen. Das ist die erste Annahme: Die Anzahl der Lesenden.6
Die zweite Annahme ist die für ein Buch nötige Zeit.
Gehen wir von einem 300 Seiten langen Buch aus. Ein Autor oder eine Autorin braucht dafür etwa ein Jahr Vollzeit. Dazu kommen ein Editor oder eine Editorin. Ich gehe davon aus, dass man nicht mehr als 4 Bücher gleichzeitig betreuen kann, also kommt hier ein viertel Personenjahr dazu. Dann noch ein Agent oder eine Agentin, damit sich die Leute, die schreiben, nicht noch darum kümmern müssen, sich zu verkaufen1. Ich nehme hier 2 Monate pro Jahr Arbeitszeit an. Dazu braucht ein Buch noch ein Cover und Illustrationen. Für das Cover gehe ich von etwa einem Monat aus, inklusive Fehlversuche. Für die Innenillustrationen nochmal 2 Monate. Damit kommen 3 Monate für Illustrator oder Illustratorin dazu. Wir sind bei einem Jahr und 8 Monaten für ein 300 Seiten Buch. Dazu kommt noch Layout, Druck, Verkauf, Buchhaltung, usw., so dass die Arbeitszeit für ein 300 Seiten Buch alles in allem bei knapp zwei Jahren liegen dürfte. In Vollkostenrechnung und mit Puffer für fehlschlagende Projekte2 sind das etwa 200k€. Bei 10 Millionen verkauften Exemplaren müsste ein Buch also nur 2ç kosten, um die an der Schaffung des Buches Beteiligten zu finanzieren.
Allerdings könnte es so selbst in einer absolut Lesebegeisterten Gesellschaft nur 50 Autorinnen und Autoren geben, verteilt auf vielleicht 10 Verlage. Denn ein 300 Seiten Buch zu lesen dauert neben einer Vollzeitstelle etwa eine Woche, pro Jahr können also nur 50 Bücher von allen Deutschen Lesenden gelesen werden. Die knappe Ressource wären hier also nicht die Kosten, sondern die Lesenden.
… die knappe Ressource ist nicht das Geld (im Zweifel können Leute in die Bibliothek gehen), sondern die Lesezeit.
Als kurzen Test eignen sich die Absatzzahlen von Büchern. Die Annahmen hier gehen von 500 Millionen Büchern pro Jahr aus. Statista berichtet von etwa 380 Millionen verkauften Büchern pro Jahr [100]. Die Annahmen hier sind also recht nah an der Realität.3 Was auch bedeutet, dass der Buchmarkt weitgehend erschlossen ist: Wir können nicht von einem Wachstum des Marktes ausgehen und die Deutsche Gesellschaft ist schon jetzt absolut lesebegeistert.
Damit ist der Preis pro Buch eine Stellschraube für die Vielfalt der geschriebenen Bücher. Würden wir den Preis pro Buch auf 10ç reduzieren, also auf das 5-fache der hier berechneten Minimalkosten in Deutschland (wie es in manchen Ramschläden schon passiert), dann gäbe es höchstens 5 wöchentlich parallel erscheinende Buchreihen, also zum Beispiel ein Kinderbuch, ein Jugendbuch, einen Ratgeber, einen Roman und ein Kochbuch.
Und die ganzen Gratisblogger (und Twitterer und Facebooker, usw.) reduzieren signifikant die Vielfalt auf dem Buchmarkt, weil sie Lesezeit aufbrauchen, die wirklich knappe Ressource.
Und wer ein Nischenbuch für weniger als den marktüblichen Preis verkauft (z.B. in der Hoffnung auf mehr Lesende), bedroht paradoxerweise die Existenz der eigenen Nische, weil mit dem niedrigeren Preis die Vielfalt nicht erhalten werden kann, die die Existenz der Nische überhaupt erst ermöglicht.
Paradoxerweise sind so die Einzigen, die ein Eigeninteresse daran haben, den Buchpreis zu reduzieren, die Autorinnen und Autoren von Bestsellern, und diejenigen, die den Bestseller-Verkaufskanal kontrollieren und einen Vorteil davon hätten, wenn der Großteil der Neuerscheinungen in ein einzelnes Verkaufsregal passen würde. Durch die Reduzierung des Preises würden existierende Nischen unrentabel, so dass mehr und mehr Nischenfans gezwungen wären, auf Massenware zurückzugreifen (oder mit dem Lesen aufzuhören).
Aber zurück zu den Rechnungen: Beim aktuellen Preis von 6€ pro Taschenbuch können in der Theorie 300× so viele Bücher produziert werden, wie in der Abschätzung mit Minimalpreis. Damit können also 150 bis 300 Nischen existieren (die Abschätzung passt nur mit etwa Faktor 2 Unsicherheit), under der Annahme, dass Fans absolut treu sind und alle Bücher ihrer Nische bzw. ihrer Autorinnen und Autoren kaufen und auch sonst nichts schief geht. Da immer mal etwas schief geht, würde ich eher von 50 Nischen ausgehen, vielleicht 100, wenn die meisten Autorinnen und Autoren sich massiv selbst ausbeuten (das tun sie).4
Diese Abschätzung zeigt, dass eine Reduzierung des Buchpreises zum Sterben von Nischen führen würde. Ganze Genres würden unrentabel werden. Die einzige Möglichkeit, den Preis pro Buch zu reduzieren, ohne die Vielfalt zu gefährden, wäre es, die Lesezeit zu erhöhen, zum Beispiel, indem Leute ermöglicht wird, Bücher zu Zeiten zu erleben, zu denen sie es sonst nicht konnten (wie bei Hörbüchern, die sie auf der Autofahrt hören können) oder dafür zu sorgen, dass Leute mehr Freizeit haben (aber danach sieht es zur Zeit nicht aus: Die Überstunden steigen eher, und soziale Netze fressen immer mehr Zeit), denn die knappe Ressource ist nicht das Geld (im Zweifel können Leute in die Bibliothek gehen), sondern die Lesezeit.
… die knappe Ressource ist nicht das Geld, sondern die Lesezeit.
Und solange die Lesezeit nicht steigt, trägt jeder Artikel, der für weniger als 1€ pro Stunde Lesezeit gelesen wird, effektiv zum Sterben von Literaturgenres bei.
Und das war mir bis heute selbst nicht klar.5
Dieses Ergebnis erlaubt dir, der oder die du diesen Text liest, dir die Eingangsfrage selbst zu beantworten: Wenn du findest, dass wir zu viel Vielfalt haben und dass es lieber weniger Genres geben sollte, die dafür mehr Leute kennen, dann sollte ein Buch weniger als einen Euro pro Stunde Lesezeit kosten. Wenn du mehr Vielfalt und mehr Genres möchtest, dann sollten Bücher pro Stunde mehr als 1€ kosten. Wohlgemerkt in reinen Produktionskosten für den Inhalt.
Bei kleinen Auflagen kommt leicht nochmal das Doppelte durch die Druckkosten dazu. Was auch zeigt, dass ebooks nur für hochpreisige Bücher günstiger sein können als gedruckte Bücher — nämlich für diejenigen, bei denen durch ihre geringe Auflage die Druckkosten einen relevanten Teil des Preises ausmachen.
Diesen Artikel gibt es jetzt übrigens auch für 1€ als ebook [98]. Wenn er dir gefallen hat, kauf ihn bitte. Damit werde ich zwar nicht signifikant Geld verdienen, aber immerhin trage ich nicht durch Preisverfall zum Sterben der Nischen bei, die es heute gibt und die mir viel bedeuten.
Nur wo ziehe ich die Grenze? Welches Schreiben sollte wirklich kostenlos sein? Ich weiß es nicht, aber mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass alles kommerziell sein sollte.
Wer etwas für Geld tut, tut es für die, die Geld haben. Nicht für Geld zu schreiben verzerrt das Geschriebene in Richtung derer, die sich Freizeit leisten können. Und ich will, dass Leute Vollzeit schreiben können [101]. Nur so können sie sich auf das spezialisieren, was ich lesen will.
Um das abzufangen sehe ich zwei Wege: Bei Texten, die zur Produktion nur die Fertigkeiten brauchen, die wir alle in der Schule lernen, können wir in Zeit zahlen. Wenn wir für je 100 Artikel, die wir lesen, selbst einen Artikel schreiben, haben wir funktionierende gesellschaftliche Kommunikation (hier meine ich wirklich Artikel, die zusätzliche Informationen in kondensierter Form liefern, nicht nur drei-Zeilen Kommentare mit einer Meinung, die schon drei mal da steht, denn auch das Lesen von Kommentaren kostet Zeit, kann also statt einem Netto-Nutzen sogar Netto-Kosten für die anderen Lesenden und die Autorinnen und Autoren von Artikeln haben). Bei der aktuellen Qualität eines durchschnittlichen Kommentars in sozialen Netzen sehe ich das allerdings in relevanter Menge nur für unreflektierte Meinungsspalten, Informationen zur Existenz lustiger Sachen und Informationen aus dem persönlichen Bereich (die meiner Meinung nach eigentlich nicht in die Öffentlichkeit gehören).
Bei Texten, deren Produktion eine lange Ausbildung oder viel Training braucht (egal ob nun für die Recherche oder für das handwerklich gute Schreiben des Textes), können wir die Finanzierung über Steuern unterstützen (und den Zugang durch Bibliotheken sichern) und so die Abhängigkeit der Kulturschaffenden von den Reichen verringern. Oder einfach die Einkommensungleichheit verringern, dann tritt das Problem viel weniger auf.
Wobei die Kosten zumindest bei Taschenbüchern bei Erwerbstätigen bereits jetzt auf etwa 300€ pro Person und Jahr gedeckelt sind. Viel mehr lässt sich neben dem Beruf nicht lesen. Wir müssen in der aktuellen Situation (dank Buchpreisbindung) also eigentlich nicht die Abhängigkeit von Reichen verringern, sondern vielmehr die Teilhabe derer fördern, für die 24€ pro Person und Monat eine signifikante Ausgabe sind, und die Teilhabe derer, die durch Rente oder Arbeitslosigkeit deutlich mehr als ein Buch pro Woche lesen können. Zur Zeit ist das Schreiben für diese Gruppen nicht unbedingt rentabel. Sie können zwar am Konsum der Werke teilhaben, sind aber deutlich Unterrepräsentiert bei der Lenkung dessen, was produziert wird. Wie groß diese Probleme in der Praxis sind, und wie sie verringert werden können, kann ich selbst aber noch nicht klar beantworten.
Wobei Kickstarter, Patreon und pay-what-you-want — so nützlich sie für die Kulturschaffenden auch sind — dieses Problem verschärfen: Der Anteil Vermögender an der Finanzierung von Büchern wird deutlich gesteigert, und damit gibt es einen stärkeren Anreiz für Kulturschaffende, sich auf diese spezielle Gruppe zu konzentrieren. Und das sind Fragen, die wir als Gesellschaft angehen sollten. Wollen wir einen reichenspezifischen Nischenmarkt? Wollen wir Bücher für Alle? Können wir die bereits umgesetzten Konzepte, um Allen eine Teilhabe am Konsum zu ermöglichen, so erweitern, dass sie auch die Teilhabe Aller an der Lenkung der Schaffung von Kultur verstärken? Was für eine Buchlandschaft wollen wir als Gesellschaft?
Wollen wir geringere Buchpreise oder höhere Buchpreise — weniger Vielfalt oder mehr Vielfalt? Mehr gemeinsame Kultur oder mehr auf die individuellen Wünsche abgestimmte Kultur?
Und damit belasse ich es erstmal an einem Punkt zum Nachdenken. Ich hoffe, der Artikel hat euch etwas gebracht!
Zumindest ich kann nicht gleichzeitig etwas neues schaffen und etwas schon abgeschlossenes verkaufen.
Laut der DORP muss ein Verlag etwa die fünffachen Kosten eines Buches an Einnahmen erwirtschaften, um halbwegs stabil laufen zu können — also um nicht bei dem ersten Flop Pleite zu gehen.
Für mich als Physiker ist Faktor 2 eine Exzellente Abschätzung.
Über den Puffer von Faktor 5 (dank der Einblicke durch die DORP) wird hier miteinbezogen, dass Verlage neue Autorinnen und Autoren einführen, also sie finanzieren, solange ihre Absätze noch nicht ihre Kosten tragen.
Das gilt auch für Journalismus. Die Taz hat berechnet, dass ihre Online-Ausgabe sie tragen würde, wenn alle die einen Artikel lesen 10ç zahlen würden. Die Taz hat 26 Millionen Umsatz und 240 Millionen zugriffe pro Jahr, mit etwa 5 Minuten Lesezeit pro Zugriff kommt das auf etwa 1€ Kosten für die Bereitstellung von etwa einer Stunde Lesezeit. Vielleicht die Hälfte davon ist reiner Produktionsaufwand.
Im Jahr 2017 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 9,25 Millionen Personen, die täglich dazu kamen, ein Buch zur Hand zu nehmen. — de.statista: Umfrage in Deutschland zur Häufigkeit des Lesens von Büchern bis 2017 [102].
3% der Deutschen lesen mehr als ein Buch pro Woche, weitere 25% lesen mehr als ein Buch pro Monat. Nur 27% lesen gar keine Bücher. — Tagessspiegel zur Bildungsstudie 2008 [103]
Das Bild stammt vom Berliner Büchertisch und ist unter CC by-sa auf Flickr verfügbar [104].
Anhang | Größe |
---|---|
berliner-buechertisch-lesekoffer-im-lesekeller-36-500x212-cc-by-sa-5323661310_4a68653374.jpg [105] | 25.15 KB |
2016-08-28-So-was-sollte-buch-kosten.pdf [97] | 260.94 KB |
2016-08-28-So-was-sollte-buch-kosten.org [99] | 12.47 KB |
Sowohl die Wirtschaftskrise [106] als auch die Ölpest [107] sind Katastrophen, die viele Menschen ins Unglück stürzen. Es gibt aber einen zentralen Unterschied zwischen ihnen: Die Wirtschaftskrise würde verschwinden, wenn alle Menschen aufhören würden daran zu glauben, dass den Profiteuren der Krise ihr Geld wirklich gehört. Die Ölpest schert sich nicht darum, was wir glauben.
Etwas Erklarung: Jeglicher menschliche Besitz ist eine Schöpfung im Denken der Menschen. Ich darf das Grundstück meines Nachbarn nicht besetzen, weil unser Grundgesetz in den Grundrechten [19] festlegt, dass Eigentum schützenswert ist (aber dem Allgemeinwohl dienen muss: Artikel 14, Absatz 2). Ich besetze sein Grundstück nicht, weil ich einerseits seinen Anspruch auf sein Grundstück und andererseits das Grundgesetz als sinnvolle Grundlage des Zusammenlebens respektiere.
Es gibt aber kein Naturgesetz, das sagt, dass jemand, der geplant Tausende um ihre Lebensgrundlage gebracht hat (oder davon profitiert hat, dass das andere tun), einen Anspruch auf seinen so erworbenen Besitz hat.
Noch verstärkt wird der Unterschied zwischen Wirtschaftskrise und Ölpest dadurch, dass heute der größte Teil des Besitzes nur noch darin besteht, dass ein Bankrechner glaubt, dass ein Teil des Guthabens der Bank einer bestimmten Person zusteht.
Wenn also plötzlich alle Menschen glauben würden, dass dieses Guthaben eigentlich den Opfern der Finanzkrise zusteht, dann wäre das die Wahrheit, denn auch der Bankrechner würde das schnell glauben und das Geld würde an die Opfer ausgezahlt.
Jegliche Vermögensverteilung ist also immer eine Sache des Glaubens1. Dieser Glaube ist zwar so stark in unsere Leben verflochten, dass er in der menschlichen Gesellschaft und dadurch indirekt auch in der Umwelt riesigen Schaden anrichten kann (und das auch tut), aber er ist trotzdem nur ein Glaube.
Die Ölkatastrophe dagegen wäre immernoch da, wenn kein Mensch an sie glauben würde, und sie würde die betroffenen Gebiete auch entgegen noch so starkem Unglauben verseuchen – und damit auch die Grundlagen der realen Wirtschaft2 in den Gebieten.
Daher ist die Wirtschaftskrise zwar wirklich bedrohlich für Menschen, aber sie kann gelöst werden, ohne jemals den Bereich des Glaubens zu verlassen.
Die Ölpest dagegen müssen wir mit realen Mitteln bekämpfen. Durch sie zerstören wir unseren Lebensraum und die Grundlage unserer Wirtschaft und unseres Lebens. Und kein Glaube ändert etwas daran.
Allerdings ist dabei nicht unbedingt wichtig, was die Opfer glauben. Das einzige was zählt ist, was die Machthaber glauben. Und obwohl das in der Demokratie effektiv die Bürger sein sollten, gibt es leider oft erhebliche Unterschiede zwischen dem Finanzglauben der Mehrheit und dem Finanzglauben der Regierenden (oft könnten wir es auch Gerechtigkeitsempfinden nennen). ↩
Mit realer Wirtschaft meine ich den Teil, in dem wirklich etwas produziert wird, statt nur Glaubenssätze zu tauschen (also Geld, Besitz oder Kontrollrechte hin und her zu schieben), mit denen die reale Wirtschaft flüssiger laufen kann – oder halt nicht, wenn die Finanzwirtschaft mal wieder in eine Krise stolpert. Reale Wirtschaft ist das in dem Dinge produziert werden, die andere Menschen haben wollen (Geld zählt nicht, denn das dient nur als Zwischenschritt um das Potenzial zu haben, Dinge zu bekommen). Alles andere (Finanzwirtschaft, Manager, …) ist Schmiermittel, das von Zeit zu Zeit zu Leim oder Säure wird. ↩
Korruption und Vorteilsnahme in der Politik sind in jeder Demokratie zu erwarten, in der es zu starke Geldkonzentrationen gibt. Auf die Art wird die Demokratie mit der Zeit zu einer Farce.
Denn wenn 10% der Bevölkerung 66% des Geldes haben1, werden die Medien schätzungsweise zu mindestens 66% von diesen 10% bezahlt2, so dass die Wahlentscheidung der Mehrheit im Interesse der 10% beeinflusst wird.
Das Ergebnis ist, dass Politiker gewählt werden, die die Interessen der 10% Reichen vertreten und dass diese Politiker wiederum ein Interesse daran haben, den Einfluss der Reichen auf die Politik und die Wahlentscheidungen zu vergrößern. Dadurch erhalten diese Politiker noch mehr Stimmen und damit mehr Macht - und mehr Möglichkeiten, sich dafür bezahlen zu lassen, im Interesse der reichen Minderheit zu handeln.
Effektiv steht und fällt daher eine Demokratie mit der Frage, ob die Medien im Interesse der Mehrheit handeln. Und da die 10% Reichen sich gute Lobbyisten leisten können, wird eine zu große Vermögensungleichheit langfristig jede Demokratie zu einer Farce machen.
Es ist kein Problem, wenn jemand der mehr oder effizienter arbeitet 10x so viel kriegt wie andere, und es ist auch kein Problem, wenn jemand, der sein Leben lang gespart hat, am Ende 100.000 € auf der hohen Kante hat, während jemand anders vielleicht nur 10.000 € in Einrichtungsgegenständen besitzt.
Ein Problem wird es, wenn ein Mensch 10.000 mal so viel verdient wie ein anderer (denn niemand ist 10.000 mal so viel wert wie andere Menschen), oder 10.000 mal so viel besitzt.
Und es wird noch verstärkt, wenn wir das Einkommen oder Vermögen in frei nutzbares und gebundenes umrechnen. Jemand, der 800 € im Monat verdient, kann es sich damit nicht leisten, die Politik zu beeinflussen, weil er fast alles fürs tägliche Leben braucht. Jemand der 10.000€ verdient hat dagegen recht wahrscheinlich 5.000 € zur freien Verfügung, und bei noch höheren Einkommen steigt das noch deutlich an.
Sobald ein großer Teil der Bevölkerung wirtschaftlich kein Gewicht mehr hat (aktuell haben 2/3 der Bevölkerung zusammen nur 10% des Vermögens3) bricht unsere Demokratie auseinander, weil die wirkliche Machtverteilung nicht mehr der Gleichberechtigung entspricht, die eine Demokratie ausmacht (Aus der Herrschaft des Volkes wird eine Herrschaft des Geldes). Und die Politik wird nach einer gewissen Zeit diese Ungleichverteilung widerspiegeln, weil Geld leider Macht über Medien gibt, und Macht über Medien bedeutet, dass ein kleiner Teil stark beeinflussen kann, was ein großer Teil denkt.
Die einzigen Wege, die ich sehe, um das zu verhindern sind, entweder
Gesetze zu schaffen, mit denen Einflussnahme auf Medien mit Geldmitteln verboten wird (was auch ein Totalverbot von Werbung in den Medien bedeuten würde), oder
Vermögens- und Einkommensungleichheit aktiv zu bekämpfen.
Die erste Möglichkeit ist kaum durchführbar, da mit genug Geld immer wieder Wege zur Einflussnahme geschaffen werden können (und ich auch keine nur vom Staat kontrollierten Medien will).
Die zweite Möglichkeit dagegen würde natürlich bedeuten, dass niemand mehr Superreich werden könnte. Aber dafür könnte auch niemand mehr bettelarm werden. Stattdessen würden die Extreme verhindert und jemand Reiches hätte z.B. höchstens das 100-fache Einkommen von jemand Armem. Wenn sein Einkommen wächst, könnte er entweder jemand weiteren einstellen oder von dem was drüber geht den Großteil dem Staat geben (nicht alles, sonst bringt es ihm nichts, mehr zu verdienen. Aber genug, dass jeder zusätzliche Euro Einkommen/Vermögen schwerer zu verdienen ist, als der vorherige).
Ein anderes Beispiel wäre, dass jemand, der mehr als den 20-fachen Median des Vermögens hat (aktuell wären das etwa 300.000€²) von allem, was über diesen Wert geht jedes Jahr einen Teil abgeben muss, der deutlich über der Rendite von Kapitalanlagen liegt (z.B. 10%), oder einen Teil seines Vermögens jemand anderem geben kann, so dass Vermögen breiter gestreut wird. Zum Beispiel wäre es so für einen Unternehmer wirtschaftlich sinnvoll, seinen Beschäftigten Besitzrechte an einem Teil der Firma zu geben.
Als Zahlenwert für Deutschland: Die oberen 10% haben aktuell im Durchschnitt pro Person 540.000€ Nettovermögen². Die unteren 25% gar nichts.
Allerdings sollte uns das nicht verwundern: Unsere Gesellschaft hat den Fehler in ihrer Struktur integriert, denn die erste Million ist die schwerste [86].
Eine Mischung aus beidem, reduzierte Möglichkeiten zur Einflussnahme — z.B. Werbung noch viel stärker zu begrenzen — zusammen mit Maßnahmen gegen Einkommens- und Vermögenskonzentration, würde vermutlich am leichtesten gehen. Vielleicht braucht das dann eine stärkere Verbreitung von Finanzierungskonzepten mit geringerem Machtgefälle, z.B. Genossenschaften.
PS: Entstanden als ein Kommentar zu Lobbykratie: Das Outsourcing der Politik [108].
PPS: Noch ein Artikel zum Thema: Of the 1%, by the 1%, for the 1% [109].
Auch relevant:
DIW Berlin: Erstellung und Analyse einer konsistenten Vermögensverteilungsrechnung für Personen und Haushalte 2002 und 2007 unter Berücksichtigung der personellen Einkommensverteilung [110] ↩
Die Medien werden vermutlich zu noch viel mehr als diesen 66% von den reichsten 10% bezahlt, weil für Medien immer nur frei verfügbares Geld genutzt werden kann und bei Geringverdienern der Großteil des Geldes und Vermögens bereits verplant ist, während Vielverdiener nichts aufgeben müssen, um Medien zu beeinflussen (und durch die Beeinflussung möglicherweise mehr verdienen als sie ausgegeben haben). Wenn Werbegeld für die Beeinflussung genutzt wird, bekommen sie die Beeinflussung effektiv gratis dazu, denn Werbung machen sie sowieso. ↩
Die Taz hat einen Artikel geschrieben, der bis auf das moralisieren am Ende echt schön war: Dieses Internet, das ist keine ungebändigte Bestie und keine Naturgewalt. Trotzdem soll es Schuld haben – an allem. [111] — Untertitel: Nazi-Horror-Porno :)
An dem moralisierenden Ende des Artikels geht dessen Autorin Meike Laaff aber wieder den üblichen Irrweg:
„Haben Sie noch nie bei Amazon gekauft?“
Das ist die falsche Frage! Die richtige Frage wäre:
„Wann haben sie zuletzt beim Buchhandel um die Ecke gekauft?
Denn dass Leute bei Amazon kaufen ist für den Buchhandel egal. Was dem Buchhandel Probleme macht ist, wenn die Leute nicht beim Buchhandel kaufen.
Dass Leute online Filme gucken und Musik herunterladen ist für die Einnahmen der Musiker egal. Nicht egal wäre es, wenn sie weniger kaufen würden. Aber das Gegenteil ist der Fall: In der p2p-Generation (18-35) geben Leute, die Tauschbörsen nutzen, fast 50% mehr Geld [112] für Musik aus als Leute, die sie nicht nutzen.
Die heutige Generation mit ihrer Informations-S̶u̶c̶h̶t̶Kultur ist die erste Generation, die erkennt, dass es nicht nur zu wenig, oder zu schlechte, sondern auch einfach zu viel Information gibt - unabhängig von der Qualität - so dass gute Filter unerlässlich sind - und viel wert [113].
Aktuell lasst ihr euch diese Aufgabe von Twitter aus der Hand nehmen. Dort finden sich die ganzen Infos für Neuigkeiten-Freaks viel schneller als bei euch, und Leute, die einfach nur tweeten, was sie lesen, haben Hunderttausende an Lesern. Und retweets filtern über eine dynamische, soziale Hierarchie. Und das obwohl ihr doch eh schon den ganzen Tag Neuigkeiten lest, von denen ihr einen kleinen Teil gut findet und vermutlich einen noch viel kleineren Teil selbst verarbeiten könnt.
Jetzt selbst auf Twitter zu setzen könnte sich als großer Fehler erweisen, weil ihr euch damit von einer Privatfirma abhängig macht - und eure Inhalte auf eine externe Plattform schiebt, die unter Kontrolle eines Konkurrenten steht.
Stattdessen könntet ihr euch aber eure eigene Status.net [114]-Instanz aufsetzen. Die läuft auf eurem eigenen Server und ist damit unter eurer Kontrolle: Ihr könnt festlegen, was eure Nutzer sehen, und wie ihr Beiträge mit anderen verknüpft. Und wenn euch Änderungen in anderen Status.net Instanzen nicht gefallen, könnt ihr sie einfach weglassen. Die Informationen laufen damit über euer Medium.
All eure RedakteurInnen könnten dann dort Links und kurze Kommentare zu Artikeln schreiben, die sie grade lesen. Und natürlich Links zu gerade selbst geschriebenen Artikeln.
Für Glyn Moody [115] funktioniert das hervorragend. Er hat inzwischen auf identi.ca [116] viele loyale Leser, die weiter zu seinen Artikeln auf Techdirt klicken.
Mit eurer eigenen Status.net-Instanz müssten die Leute nichtmal weiterklicken: Sie wären immernoch auf taz.de [117] - so wie es die FSF macht [118].
→ Kommentar [119] zum Hohelied auf die Tageszeitung [120] von Ulrike Winkelmann im Taz-Blog.
Ihr Text klingt zwar gut, aber was hier das Format der Tageszeitung bewirkt ist schlicht eine Begrenzung der möglichen Nachrichten – die zu einer Auswahl führen.
Dafür braucht es keine Tageszeitung. Es macht keinen Unterschied ob ich das täglich bekomme oder einfach einen RSS-Feed habe, der auf täglich 10 Nachrichten pro Thema begrenzt ist.
Diese Begrenzung brauchen wir, weil die meisten Menschen nur begrenzte Zeit zur Informationsaufnahme haben. Wir haben schließlich noch was anderes zu tun, da können wir nur die wichtigsten Nachrichten lesen – aber um auszuwählen, was wichtig ist, brauchen wir Leute, die alles Lesen.
Besser wäre es sogar, wenn ich mehrere Stufen hätte. Wenn ich an einem Tag viel Zeit habe, könnte ich in die Tiefe schauen und ein paar hundert Artikel zu einem Thema lesen. Habe ich weniger Zeit, will ich nur die wichtigsten Infos. Zum Beispiel die Titelseite der Taz.
Beispiel: Kategorisierte Nachrichten:
Die Titelseite übernimmt dabei die Aufgabe, mir auch die wichtigsten Informationen aus Themen zu geben, die mich sonst nicht interessieren.
Links zu Fremdartikeln gibt es bei der Taz noch nicht. Wenn ich also ein bestimmtes Thema in allen Einzelheiten erkunden will, muss ich mich an einen Fremdanbieter wenden, z.B. Google. Da würde die im Artikel Zukunft der Zeitung [121] beschriebene Status.net-Instanz helfen.
Links:
[1] http://www.bundestag.de/dokumente/rechtsgrundlagen/grundgesetz/index.html
[2] http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg10-005
[3] http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg12-056
[4] http://www.sueddeutsche.de/politik/bundesverfassungsgericht-asylbewerber-haben-anspruch-auf-mehr-geld-vom-staat-1.1415343
[5] http://www.taz.de/!105851/
[6] http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv065001.html
[7] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/letzte-generation-website-behoerden-bayern-100.html
[8] https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/letzte-generation-webseite-beschlagnahmt-gekapert-warnung-polizei-staatsanwaltschaft-muenchen-razzia/
[9] http://de.wikisource.org/wiki/Internationaler_Pakt_über_Wirtschaftliche,_Soziale_und_Kulturelle_Rechte#Artikel_13
[10] http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Aussenpolitik/Themen/Menschenrechte/Download/IntSozialpakt.pdf
[11] http://blog.abgeordnetenwatch.de/2012/04/15/warum-das-bundestagswahlrecht-verfassungswidrig-ist-und-wie-sich-das-andern-liese/
[12] http://www.bpb.de/politik/wahlen/bundestagswahlen/163311/das-neue-wahlrecht?p=all
[13] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/wahlrecht-reform-bundestag-ampel-630-abgeordnete-100.html
[14] http://abgeordnetenwatch.de
[15] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/artikel-20-gg-ist-es-wieder-soweit
[16] http://www.taz.de/!105377/
[17] http://www.bradleymanning.org/learn-more/bradley-manning
[18] http://www.heise.de/tp/blogs/8/152562
[19] http://www.bundestag.de/dokumente/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01.html
[20] http://freenetproject.org
[21] http://www.zwillingsstern.de/light/english/politics/def-censor-the-net-2012
[22] http://www.change.org/de/Petitionen/abgeordnetenbestechung-bestrafen-korrupt
[23] http://www.zwillingsstern.de/stichwort/drm
[24] https://www.bsi.bund.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Presse2014/Mailtest_21012014.html
[25] http://www.gpg4win.org/
[26] http://de.wikipedia.org/wiki/Pfadintegral
[27] http://www.taz.de/t17/Volksentscheid-ueber-Stuttgart-21/Kommentare/!c82683/
[28] http://www.taz.de/Volksentscheid-ueber-Stuttgart-21/!82683/
[29] http://www.gdl.de/pmwiki.php?n=Aktuell.Pressemitteilung-1322219539
[30] https://www.gnu.org/philosophy/motivation.html
[31] http://www.zwillingsstern.de/light/english/motivation-and-payment
[32] http://de.wikipedia.org/wiki/Token-System
[33] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/gedanken/gehalt-von-links
[34] http://blog.fefe.de/?ts=aed42ab1
[35] http://www.zwillingsstern.de/licht-lumo-light
[36] http://www.zwillingsstern.de/licht
[37] http://www.zwillingsstern.de/schatten
[38] https://www.taz.de/kinder-morden-oma-fuer-den-feldwebel/!100474/
[39] http://www.1w6.org/deutsch/technophob/das-erste-treffen-mit-einer-neuen-spielerin#rollenspiel
[40] https://www.tanelorn.net/index.php/topic,104619.msg134557754.html#msg134557754
[41] http://taz.de/Querfront-Preisverleihung-abgesagt/!5463066/
[42] https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-7-november-2017-100.html
[43] http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/-bouffier-gefordert-hessische-steuerfahnder-zu-unrecht-zwangspensioniert/7528502.html
[44] http://bildblog.de/
[45] http://www.diw.de/de/diw_01.c.74800.de/themen_nachrichten/vermoegensverteilung.html
[46] http://www.draketo.de/licht/politik/zu-grosse-vermoegensungleichheit-zerstoert-jede-demokratie
[47] http://www.zwillingsstern.de/politik/herausforderungen-technisch-sozial
[48] http://gulli.com
[49] http://board.gulli.com/showthread.php?p=13035292
[50] http://www.zwillingsstern.de/deutsch/freie-kultur/licht/gegen-drm-computer-werden-geblockt
[51] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/geistiges-eigentum-sinn-des-urheberrechtes-und-staatlich-garantierter-monopolrechte
[52] https://liberapay.com/
[53] http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Re-In-Hokukpokus-Quackasalber-Foren-wird-vor-Hochpotenzen/forum-168521/msg-17591952/read/
[54] http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Meine-Erfahrungen-damit/forum-168521/msg-17584695/read/
[55] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/sascha-lobo-das-internet-ist-nicht-das-wofuer-ich-es-gehalten-habe-12747989.html
[56] http://www.internet-law.de/2014/01/ist-das-internet-wirklich-kaputt.html/comment-page-1#comment-33062
[57] http://www.abgeordnetenwatch.de/
[58] http://www.zwillingsstern.de/politik/demokratie-staerke
[59] http://www.zwillingsstern.de/deutsch/politik/unregulierte-marktwirtschaft
[60] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/machtkonzentration-ueberwachung-zersplitterung
[61] https://www.draketo.de/deutsch/tauschboersennutzer-geben-mehr
[62] http://draketo.de/licht/politik/zu-grosse-vermoegensungleichheit-zerstoert-jede-demokratie
[63] http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Mohn#Leben
[64] http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Spiegel#Spiegel-Verlag
[65] http://wiki.piratenpartei.de/NRW:Landesparteitag_2012.2/Antr%C3%A4ge
[66] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13431
[67] http://www.nachdenkseiten.de/?p=6589
[68] http://draketo.de/licht/politik/visionen/die-erste-million-ist-die-schwerste-den-strukturellen-fehler-unseres-wirtschaftssystems-aufheben
[69] https://www.imf.org/external/pubs/ft/fandd/2011/09/Berg.htm
[70] https://www.nytimes.com/2017/09/08/opinion/facebook-wins-democracy-loses.html
[71] http://www.taz.de/Kommentar-NSA/!119762/
[72] http://www.zwillingsstern.de/files/2013-07-12-Fr-Macht.pdf
[73] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/machtkonzentration-ueberwachung-zersplitterung#zustand
[74] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/machtkonzentration-ueberwachung-zersplitterung#macht
[75] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/machtkonzentration-ueberwachung-zersplitterung#methoden
[76] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/machtkonzentration-ueberwachung-zersplitterung#konzentration
[77] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/machtkonzentration-ueberwachung-zersplitterung#auswege
[78] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/gedanken/internet-wirtschaft-demokratie
[79] http://www.zwillingsstern.de/politik/leistung
[80] http://www.taz.de/Rettungsaktion-von-Sea-Watch-gestoert/!5349375/
[81] http://www.taz.de/Fluechtlingshilfe-im-Mittelmeer/!5436108/
[82] http://www.taz.de/Kommentar-Einstellung-der-Seenotrettung/!5433888/
[83] https://www.taz.de/!5087172/
[84] http://www.taz.de/Hausdurchsuchung-nach-Blockupy-Protest/!5302945/
[85] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/zu-grosse-vermoegensungleichheit-zerstoert-jede-demokratie
[86] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/visionen/die-erste-million-ist-die-schwerste-den-strukturellen-fehler-unseres-wirtschaftssystems-aufheben
[87] http://www.zwillingsstern.de/it-des-bundestages-fremdkontrolliert-abgeordnete-ratlos
[88] http://www.zwillingsstern.de/files/2013-07-12-Fr-Macht.org
[89] http://www.taz.de/Urteil-gegen-Ohrlochstecher/!100779/
[90] http://www.taz.de/Streit-der-Woche/!100521/
[91] http://taz.de/!102686/
[92] http://www.uni-heidelberg.de/presse/meldungen/2010/m20101019_einflussnahme.html
[93] http://www.soz.uni-heidelberg.de/Prof_Dr_Helmut_Anheier/820,612,0,0,1.html
[94] http://gnu.org/licenses/gpl.html
[95] http://www.nachdenkseiten.de/?p=6433
[96] http://www.welt.de/finanzen/article3723322/Deutsche-Geringverdiener-tragen-hoechste-Last.html
[97] http://www.zwillingsstern.de/files/2016-08-28-So-was-sollte-buch-kosten.pdf
[98] https://www.epubli.de/shop/buch/Wieviel-sollte-ein-Buch-kosten-Arne-Babenhauserheide-9783741844270/55463
[99] http://www.zwillingsstern.de/files/2016-08-28-So-was-sollte-buch-kosten_0.org
[100] http://de.statista.com/statistik/daten/studie/36225/umfrage/absatzzahlen-fuer-buecher-in-deutschland-seit-2002/
[101] http://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/der-will-ja-nur-geld-machen
[102] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/171231/umfrage/haeufigkeit-des-lesens-von-einem-buch/
[103] https://m.tagesspiegel.de/politik/bildungsstudie-jeder-vierte-in-deutschland-liest-keine-buecher/1388452.html
[104] https://www.flickr.com/photos/berlinerbuechertisch/5323661310
[105] http://www.zwillingsstern.de/files/berliner-buechertisch-lesekoffer-im-lesekeller-36-500x212-cc-by-sa-5323661310_4a68653374.jpg
[106] http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/uns-hat-man-den-krieg-erklaert/
[107] http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/leck-viel-groesser-als-befuerchtet/
[108] http://carta.info/24154/lobbykratie-das-outsourcing-der-politik/
[109] http://www.vanityfair.com/society/features/2011/05/top-one-percent-201105
[110] http://www.diw.de/de/diw_01.c.79508.de/themen_nachrichten/demographie_und_haushalte/demographie_und_haushalte.html?id=diw_01.c.344434.de
[111] https://taz.de/!106024p3296
[112] http://www.zwillingsstern.de/licht/p2p/gewinnbeteiligung-entschuldigung
[113] http://draketo.de/licht/politik/visionen/taz
[114] http://status.net
[115] http://identi.ca/glynmoody
[116] http://identi.ca
[117] http://taz.de
[118] https://status.fsf.org/
[119] http://blogs.taz.de/hausblog/2012/11/22/medienkrise-warum-tageszeitungen-unverzichtbar-sind/#comment-20098
[120] http://blogs.taz.de/hausblog/2012/11/22/medienkrise-warum-tageszeitungen-unverzichtbar-sind/
[121] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/gedanken/zukunft-der-zeitung