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Google+ vs. Leistungsschutzrecht

→ Google hat eine Petition gegen das Leistungsschutzrecht gestartet - auf der Startseite [1] und einer eigenen Kampagnenseite [2] (die Taz [3] berichtete [4] - auch von 30min Besprechungszeit im Bundestag…). Ich habe unterschrieben - mit dem folgenden Kommentar:

Das Urheberrecht ist schon jetzt undurchsichtig genug - und macht es bereits heute schwer, sich auf dem Boden des Gesetzes zu bewegen, wenn man Informationen weitergeben will. Mit einem Leistungsschutzrecht wird eine weitere Hürde eingezogen, die dem Medium nicht im Geringsten gerecht wird.

Wenn ihr nicht gefunden werden wollt, nutzt halt eine robots.txt

Es geht nicht um Weiternutzung, sondern darum, dass Verlage von der Infrastruktur und Arbeit anderer profitieren und dafür von denen auch noch Geld bekommen wollen.

Insofern: Danke Google, dass ihr es uns ermöglicht, eure Infrastruktur zu nutzen, um noch deutlicher hörbar zu machen, was wir davon halten. Natürlich habt ihr ein Eigeninteresse. Aber heute deckt sich das mit meinem Interesse.

PS: Mein Sohn liebt die Musik im Video [5]. Könntet ihr die unter einer cc-Lizenz freigeben (gerne auch Apache), so dass ich sie mit anderen teilen kann, ohne die dazu zu verleiten, ihre eigene Freiheit einzuschränken?

PPS: Wissenschaftler gegen Leistungsschutzrecht: “Gefahr unabsehbarer negativer Folgen” [6]

Taz verdreht 25.000 Protestunterschriften zu einem Misserfolg Googles

Die Taz nennt es einen Misserfolg Googles, dass an einem Tag 25.000 Leute gegen das Leistungsschutzrecht unterschrieben haben, weil kaum jemand zum Telefon gegriffen hat.

Ich habe ihnen daher das folgende geschrieben:

Wieso hätte ich anrufen sollen? Ich habe mich in die Petition eingetragen und darüber gebloggt.

Ich vermute, so haben es viele andere auch gemacht.

Und Googles Seite war auch so strukturiert, dass das Verhalten gefördert wird: Petition, dann optional noch die Möglichkeit anzurufen. Von „auf den Bundestag hetzen“ kann also keine Rede sein.

Vielleicht rufe ich als Reaktion auf den Artikel hier aber doch noch an…

Erstmal habe ich jetzt Ingo Wellenreuther geschrieben. Der ist zwar CDU (=ich wähle ihn nicht), vertritt mich aber aktuell leider trotzdem. Also ist er der richtige Ansprechpartner.


Sehr geehrte Herr Wellenreuther,

Ich hatte eigentlich vor, Sie nicht persönlich zu behelligen, sondern einfach meine Meinung online kundzugeben. Nachdem aber die Taz 25.000 Unterschriften an einem Tag als „Misserfolg“ Googles interpretiert [7] hat, habe ich mich entschieden, Sie doch anzuschreiben.

Bitte stimmen Sie gegen das Leistungsschutzrecht. Es führt eine weitere Unsicherheit im Urheberrecht ein, das bereits jetzt undurchsichtig genug ist - und es schon heute schwer macht, sich auf dem Boden des Gesetzes zu bewegen, wenn man Informationen weitergeben will. Mit einem Leistungsschutzrecht wird eine weitere Hürde eingezogen, die dem Medium nicht im Geringsten gerecht wird.

Verlage, die nicht wollen, dass Kurzzitate aus ihren Artikeln automatisiert erstellt werden, können einfach eine kleine Textdatei auf ihren Server legen, in der steht, auf welche Seiten Google zugreifen kann. Wenn die Verlage Google gar nicht haben wollen, können sie einfach das folgende eintragen:

User-agent: *
Disallow: /

Die Textdatei heißt robots.txt.

Ich bin nur ein Hobby-Webautor, aber ich bin dazu problemlos in der Lage: http://draketo.de/robots.txt [8].

Daher lassen Sie sich bitte nicht von den Verlagen vorgaukeln, sie bräuchten ein Gesetz dafür. Was die Verlage bräuchten wäre einfach nur eine eigene gute Suchmaschine (dafür gibt es bereits freie Projekte, z.B. das Karlsruher ScienceNet).

Liebe Grüße, Arne


Sehr geehrte Frau Kotting-Uhl,

Ich hatte eigentlich vor, Sie nicht persönlich zu behelligen, sondern einfach meine Meinung online kundzugeben. Nachdem aber die Taz 25.000 Unterschriften an einem Tag als „Misserfolg“ Googles interpretiert [7] hat, habe ich mich entschieden, Sie doch anzuschreiben.

Bitte stimmen Sie gegen das Leistungsschutzrecht. Es führt eine weitere Unsicherheit im Urheberrecht ein, das bereits jetzt undurchsichtig genug ist - und es schon heute schwer macht, sich auf dem Boden des Gesetzes zu bewegen, wenn man Informationen weitergeben will. Mit einem Leistungsschutzrecht wird eine weitere Hürde eingezogen, die dem Medium nicht im Geringsten gerecht wird.

Verlage, die nicht wollen, dass Kurzzitate aus ihren Artikeln automatisiert erstellt werden, können einfach eine kleine Textdatei auf ihren Server legen, in der steht, auf welche Seiten Google zugreifen kann. Wenn die Verlage Google gar nicht haben wollen, können sie einfach das folgende eintragen:

User-agent: *
Disallow: /

Die Textdatei heißt robots.txt.

Ich bin nur ein Hobby-Webautor, aber ich bin dazu problemlos in der Lage: http://draketo.de/robots.txt

Daher lassen Sie sich bitte nicht von den Verlagen vorgaukeln, sie bräuchten ein Gesetz dafür. Was die Verlage bräuchten, um nicht mehr von Google abhängig zu sein, wäre einfach nur eine eigene gute Suchmaschine (dafür gibt es bereits freie Projekte, z.B. das Karlsruher ScienceNet [9]).

Ich weiß, dass eine Lesung um 0:15 Uhr sehr spät ist, trotzdem bitte ich Sie, dabei zu sein.

Liebe Grüße, Arne

Umgekehrter Brückenzoll: Die Verlage laden Google ein — und fordern Geld dafür

Update (2019-02-16): Und jetzt „will“ „die EU“ das [10]. Nachdem es bisher überall schiefgegangen ist, probieren wir es nochmal im größeren Rahmen. Denn eine schlechte Idee wird ja umso besser je mehr Leute sie umsetzen … wir müssen auf die Straße, damit das EU-Parlament diesen Wahnsinn ablehnt.

Update (2014-10-01): Und jetzt machen die das [11]: »Pressemitteilung der VG Media: "Google erpresst Rechteinhaber [12]."«
Sie fordern den Umgekehrten Brückenzoll. Und natürlich kein Wort dazu, dass es auch Rechteinhaber gibt, die ein Leistungsschutzrecht gar nicht wollen, weil sie dessen idiotie erkennen.
Googles Meldung dazu: News zu News bei Google [13]. Google geht hier indirekt auf das Kartellrecht ein: „Andere große deutsche Anbieter haben die Inhalte von Mitgliedern der VG Media sogar vollständig entfernt.“ ← Wer erpresst also wen?

Torwächter gibt es: robots.txt

Die Taz schrieb, was Verlage angeblich wollen [14]:

Oder es Google eben verbieten, auf die jeweiligen Angebote zu verlinken

Eben nicht. Das können sie nämlich schon: Einfach eine einzelne kleine Datei auf den Server legen:

Name: robots.txt

Inhalt:

User-agent: *
Disallow: /

Die Taz hat so eine übrigens schon, nur verbietet die Google nicht, auf Inhalte zuzugreifen (was ja auch dumm wäre):

  • http://taz.de/robots.txt [15]

Blöd und Spüngel haben auch eine:

  • http://www.bild.de/robots.txt
  • http://www.spiegel.de/robots.txt

Und die Geld natürlich auch:

  • http://www.welt.de/robots.txt

Um Google auszusperren bräuchten sie also nur einen Texteditor. Er muss nichtmal Dateien erstellen können - es reicht, die bestehenden zu ändern.

Google irgendwas zu verbieten kann also nicht Sinn der Sache sein.

Umgekehrter Brückenzoll

Vielmehr kann es nur darum gehen, entweder das Geschäftsmodell der Suchmaschinen zu ruinieren, oder eine Zwangsabgabe zu schaffen, die diejenigen zahlen müssen, die Leute zu ihnen bringen.

So etwas wie einen umgekehrten Brückenzoll: Statt dass der Besitzer der Brücke Geld bekommt, wenn jemand die Brücke verwendet, muss er für jeden Benutzer der Brücke Geld bezahlen, wenn auf der anderen Seite das Land des Verlages beginnt. Weil man von der Brücke aus ja sehen kann, wo man hingeht…

Damit das gelingt, müssen die Verlage den Brückenbesitzer natürlich zwingen, weiter Leute zu ihnen zu bringen. Aber wofür gibt es das Wettbewerbsrecht…

Und jetzt machen die das (Update 2014)

»Pressemitteilung der VG Media: "Google erpresst Rechteinhaber [12]."«

Mit diesem Schritt haben die in VG Media organisierten Verlage den Übergang von Brückenwächtern ohne Schlucht [16] zu Mafiamethoden geschafft. Geld dafür verlangen, Inhalte zu nutzen, und sich dann auf Gesetze berufen, nach denen die Inhalte genutzt werden müssen.

Ich wünschte, das wäre nicht so vorhersehbar gewesen…

Werke von Arne Babenhauserheide. Lizensiert, wo nichts anderes steht, unter der GPLv3 or later und weiteren freien Lizenzen.

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Source URL: http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/kommentare/google-vs-leistungsschutzrecht

Links:
[1] http://google.de
[2] https://www.google.de/campaigns/deinnetz/
[3] http://taz.de
[4] http://www.taz.de/!106332/
[5] https://www.youtube.com/watch?v=OvhrC2eWIxw
[6] https://netzpolitik.org/2012/wissenschaftler-gegen-leistungsschutzrecht-gefahr-unabsehbarer-negativer-folgen/
[7] http://www.taz.de/!106402/
[8] http://draketo.de/robots.txt
[9] http://sciencenet.kit.edu/
[10] https://juliareda.eu/2019/02/eu-copyright-final-text/
[11] https://twitter.com/niggi/status/517312336471031808
[12] https://www.vg-media.de/images/stories/pdfs/presse/2014/141001_pm_vg-media_google.pdf
[13] http://google-produkte.blogspot.de/2014/10/news-zu-news-bei-google.html
[14] http://www.taz.de/!106515/
[15] http://taz.de/robots.txt
[16] http://www.zwillingsstern.de/licht/politik/brueckenwaechter-ohne-schlucht